Nachts in die Traumwelt eintauchen und Regisseur in der eigenen Nachtgeschichte spielen? Was wie ein Traum klingt, ist mit luziden Träumen möglich. Im Schlaf realisieren wir, dass wir schlafen und können in das Traumgeschehen eingreifen. Im Bereich der Psychologie und Traumforschung spielen luzide Träume oder auch Klarträume eine wichtige Rolle z. B. in der Behandlung von Albträumen.
Was genau verbirgt sich hinter luziden Träumen? Kann jeder Mensch Klarträumen lernen und wenn ja, welche Techniken gibt es? Hier bekommst Du alles Wissenswerte zum spannenden Thema luzide Träume.
Was sind luzide Träume?
Das Wort „luzid“ stammt von dem lateinischen Begriff „Lux“, was so viel wie „klar“, „eindeutig“, „einleuchtend“ oder „verständlich“ bedeutet. Als luzider Traum (engl.: „lucid dreaming“) oder Klartraum werden Träume bezeichnet, in denen Träumende wissen, dass sie gerade träumen. Sie erleben den Traum bewusst mit, können das Geschehen mehr oder weniger beeinflussen, kontrollieren und nach Belieben gestalten: Wir können in eine Fantasiewelt gleiten, einen Ausflug in die Vergangenheit unternehmen, Superman spielen, durch die Lüfte fliegen oder spannende Abenteuer erleben.
Beim Klartraum ist auch unsere Wahrnehmung aktiv. Wir können währenddessen mit unseren Sinnen fühlen, riechen, sehen, hören und schmecken. Nach dem Aufwachen erinnern wir uns in der Regel gut an den Trauminhalt.
Wir können unsere Träume also nach unseren Wünschen gestalten und auch in Geschehnisse eingreifen, die uns nicht gefallen oder ängstigen, wie z. B. in furchteinflößenden Albträumen. Mithilfe luzider Träume können wir den Albtraum steuern und zu einem guten Ende führen. Angreifer werden in die Flucht geschlagen oder wir holen Hilfe, wenn wir in Gefahr sind. In der Behandlung von Albträumen rückt die Methode des luziden Träumens immer mehr in den Vordergrund der Schlafforschung.
Menschen, die sich die Fähigkeit des Klarträumens angeeignet haben, werden übrigens als “Oneironauten” bezeichnet. Der Begriff stammt von den griechischen Wörtern „oneiros“ (=Traum) und „nautes“ (=Seefahrer). Übersetzten lässt sich die Bezeichnung mit „Seefahrer der Träume“ oder „Traumreisende“.
Klartraumkriterien nach Paul Tholey
Das Phänomen der Klarträume ist bereits seit der Antike und im tibetischen Buddhismus bekannt, wurde in der modernen Schlafwissenschaft aber erst in den 1980er-Jahren im Zuge der neuen Schlaftechnologien und Schlaflabore untersucht und bestätigt. In Deutschland war es der Psychologe und Traumforscher Paul Tholey (1937 -1998), der den Begriff „Klarträumen“ prägte. Im Jahr 1989 gründete er die Zeitschrift „Bewusst Sein“, die allerdings nur einmal erschien. Inhalt des Magazins war die Klartraum- und Bewusstseinsforschung.
Tholey entwickelte sieben Kriterien für die Definition von Klarträumen, um diese von gewöhnlichen Träumen besser unterscheiden zu können:
- Wir haben Klarheit darüber, dass wir träumen.
- Wir haben Klarheit über die Entscheidungsfreiheit, z. B. aus einem Albtraum bewusst aussteigen zu können.
- Wir haben Klarheit über unser Bewusstsein versus Trübungs- und Verwirrtheitszuständen.
- Wir haben Klarheit über das Wachleben, d. h. wir wissen, wer wir sind und was wir uns für den Traum vorgenommen haben.
- Wir haben Klarheit über die eigenen Sinne, z. B. was wir schmecken, riechen, hören und fühlen können.
- Wir haben Klarheit über den Sinn unseres Traumes.
- Wir haben Klarheit über die Erinnerung an unseren Traum.
Nach Paul Tholey müssen die ersten vier Kriterien gegeben sein, um von einem luziden Traum zu sprechen. Die anderen drei Kriterien sind nicht unbedingt notwendig, können aber zusätzlich auftreten.
Häufigkeit von Klarträumen
Mit 0,3 Prozent aller Träume treten luzide Träume nur selten auf. Es wird aber geschätzt, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung schon einmal luzide Träume in unregelmäßigen Abständen hatte. Nur wenige Menschen haben die Fähigkeit, regelmäßig in den Genuss eines Klartraums zu kommen.
Kinder haben scheinbar häufiger luzide Träume. Mit fortschreitendem Alter soll das Phänomen hingegen wieder abnehmen. Es gibt aber Möglichkeiten für Erwachsene, die Fähigkeiten für luzide Träume zu trainieren. Ein allgemeingültiges Rezept gibt es nicht, dafür aber verschiedene Methoden zum Ausprobieren (siehe auch unter „Luzide Träume: Techniken“).
In welcher Schlafphase treten luzide Träume auf?
Forscher nehmen an, dass wir in allen Schlafphasen träumen. Klarträume treten aber hauptsächlich in unserer Traumschlafphase bzw. der REM-Schlafphase auf. Im Englischen steht die Abkürzung REM für „Rapid-Eye-Movement“. Hiermit sind die für diese Schlafphase charakteristischen schnellen Augenbewegungen unter geschlossenen Lidern gemeint. In der REM-Phase träumen wir besonders intensiv und lange. Statt kurzer Sequenzen durchleben wir in dieser Phase ganze Geschichten. Damit es zu keinen Unfällen kommt und wir die Träume in der realen Welt ausleben, sind bis auf unsere Augenmuskeln alle Muskeln in der Phase wie „gelähmt“.
Es besteht auch die Möglichkeit, Klarträume im wachen Zustand zu erleben, z. B. beim Meditieren. In dieser Phase können die luziden Träume besser beeinflusst und kontrolliert werden als im REM-Schlaf.
Es kursiert ein Mythos darüber, dass Träumer möglicherweise nicht mehr aus dem Klartraum erwachen könnten. Dem ist nicht so, denn der Klartraum endet genauso wie normale Träume nach der zeitlich begrenzten REM-Phase. Sollte der Traum doch den REM-Schlaf überschreiten, erwacht man spätestens nach einem Schlafzyklus oder wenn Körper und Geist einfach nicht mehr müde sind.
Luzide Träume: Was geschieht in unserem Gehirn?
Schlafforscher kamen zu dem Ergebnis, dass beim luziden Traum unser frontaler Cortex – der größte der vier Lappen unsere Großhirnrinde – viel aktiver ist als im normalen Schlaf. Ein Großteil dieses Frontallappens ist für bewusst gesteuerte Bewegungen zuständig. Wie wir uns bewegen bzw. was wir tun wollen, das entscheidet der vordere Teil des Frontallappens, der präfrontale Cortex. Er sitzt direkt hinter unserer Stirn und ist wichtig für emotionale Bewertungen, Entscheidungen, Planungen und Gedächtnis. Forscher vermuten hier den Sitz unserer Persönlichkeit.
Normalerweise können wir das Traumerleben nicht hinterfragen oder in den Verlauf eingreifen, weil unser frontaler Cortex währenddessen nicht so aktiv ist, wie es im Klartraum der Fall ist.
Luzide Träume: Techniken
Forscher sind sich darüber einig, dass jeder Mensch luzides Träumen erlernen kann. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden, die gezielt im Alltag trainiert werden können. Vorerfahrungen oder eine natürliche Veranlagung für Klaträume sind nicht nötig. Zu den Methoden gehören z. B. das Führen eines Traumtagebuchs, Autosuggestion vor dem Einschlafen und sogenannte Realitätschecks, die fünf- bis zehnmal am Tag durchgeführt werden sollten.
Manchmal geht es ganz schnell und Du erlebst den ersten Klartraum nach wenigen Tagen. Es kann aber auch einige Monate dauern. Der Lernprozess hängt immer individuell von der Person ab, jedes Gehirn ist einzigartig. Deswegen gibt es leider auch keine Garantie, dass es klappen wird. Einige wenige Menschen träumen nie klar, egal, welche Techniken sie ausprobieren.
Ein Faktor, der sich beispielsweise hemmend auf das Träumen auswirken kann, sind Genussmittel wie Alkohol und Nikotin. Willst Du Klarträumen erlernen, solltest Du in dieser Zeit auf sie verzichten. Auch die Einnahme von Medikamenten kann sich als kontraproduktiv herausstellen. Folgende Techniken bieten die Möglichkeit, luzide Träume zu erlernen:
MILD-Technik
Der US-amerikanische Psychologe Stephen LaBerge entwickelte zum Erlernen von luziden Träumen die sogenannte MILD-Methode. Die Abkürzung steht für „Mnemonic Induction of Lucid Dream“ („Gedächtnis-induzierter Klartraum“). Neben Paul Tholey ist der 1947 geborene LaBerge der führende Wissenschaftler im Bereich der Klarträume. Seine entwickelte MILD-Methode umfasst drei Techniken: Tagebuch führen, Schlaf-Mantras aufsagen und Realitäts-Checks. Zur Vorbereitung empfiehlt LaBerge, dass man sich vor dem Einschlafen fest wünscht, in den REM-Phasen zu erwachen und sich an die letzten Träume zu erinnern. Wirst Du dann tatsächlich wach, erinnere Dich an den letzten Traum.
1. Traumtagebuch führen
Im ersten Schritt wird empfohlen, ein Schlaftagebuch zu führen. Dafür solltest Du direkt nach dem Aufwachen die Träume notieren, an die Du Dich erinnern kannst. Notiere detailliert auch die Empfindungen, die Du während der Träume erlebt hast. Fühle nach, was Du gesehen, gerochen, geschmeckt, gehört und gefühlt hast. Abends vor dem Zubettgehen liest Du Dir die Traumnotizen durch, um den jeweiligen Traum noch einmal zu erinnern und zu erleben. Die Erinnerung an die Sinneswahrnehmungen ist besonders wichtig, denn Träumen ist ein sinnlicher Vorgang.
Das Vorgehen soll die Prozesse der Traumverarbeitung im Gehirn anregen. Mit der Zeit werden die detaillierten Traumerinnerungen immer besser, was dazu beiträgt, dass Du einen Traum von der Realität unterscheiden kannst, während Du träumst. Ein Tagebuch zu führen ist keine zwingend notwendige Voraussetzung für luzide Träume. Kannst Du Dich aber weniger als dreimal pro Woche an Träume erinnern, wäre es hilfreich, sich an mehr Träume zu erinnern. Dafür eignet sich das Schreiben eines Traumtagebuchs.
2. Schlaf-Mantras
Im nächsten Schritt trainierst Du Schlaf-Mantras, die Du Dir regelmäßig vor dem Einschlafen aufsagst. Schlaf-Mantras können Sätze sein wie z. B. „Ich möchte mir bewusst werden, dass ich träume“ oder „Nach dem Erwachen möchte ich mich an meine Träume erinnern“.
3. "Realitäts-Check-Methode" (“Reality-Checks”)
Im dritten Schritt überprüfst Du im Rahmen der sogenannten „Realitäts-Check-Methode“ mehrere Male am Tag, ob Du gerade träumst und ob Du in der Umgebung etwas bemerkst, was Dir widersprüchlich erscheint. Die Methode eignet sich gut dafür, sich im Wachzustand der Wirklichkeit bewusst zu werden bzw. später beim Schlafen, dass man träumt.
Durch den Realitätscheck wird das Gehirn für den luziden Traum trainiert. Stelle Dir in allen möglichen Situationen einfach die Frage: „Träume ich gerade oder wache ich“? Du könntest Dir z. B. auch Deine Nase zuhalten und schnell bemerken, dass Du keine Luft mehr bekommst. In der Traumwelt wäre es kein Problem. Weitere Übungen zur Überprüfung der Realität sind:
- Hast Du zehn Finger und Zehen? Und kannst Du sie überhaupt zählen?
- Kannst Du die Finger oder Zehen beliebig langziehen und verbiegen?
- Kannst Du durch die Hände oder andere Dinge hindurchgreifen?
- Fand beim Drehen um die eigene Achse ein Ortswechsel statt?
- Kannst Du alle Farben in der Umgebung benennen?
- Kannst Du die Uhrzeit lesen? Bleibt die gleiche Uhrzeit beim erneuten Hinschauen bestehen?
- Erscheinen die Orte real oder wirken sie wie Erinnerungsstücke?
- Funktioniert die Schwerkraft?
- Sind aus dem Nichts plötzlich Dinge oder Personen erschienen?
Trainieren wir regelmäßig die Realitäts-Checks, gewöhnt sich unser Unterbewusstsein nach einer gewissen Zeit daran und wir können die Prüfungen auch im Traum anwenden, um den Traum auch als Traum identifizieren zu können. Sobald wir dazu in der Lage sind, können wir einen Klartraum auslösen.
DILD-Methode
„DILD“ ist im Englischen die Abkürzung „Dream Induced Lucid Dream“ und meint einen aus dem Traum eingeleiteten Klartraum – mit oder ohne Einsatz von bestimmten Techniken. Träumer schlafen zunächst ganz normal ein und werden sich dann mitten im Traum bewusst, dass sie träumen. Erst dann können sie in den Traum eingreifen, ihn verändern und kontrollieren.
DILD umfasst als Oberbegriff verschiedene klarheitsgewinnende Techniken. Die drei Schritte der MILD-Technik sind z. B. eine Form der DILD-Methode. Im Wachzustand wird das kritische Bewusstsein trainiert, dass dann auch in den Traumzustand übergehen soll. Durch bestimmte Merkmale können wir erkennen, dass wir im Traumzustand stecken und gerade träumen:
- Geschehnisse, die im Wachzustand nicht möglich sind.
- Personen, die im Wachzustand nicht mehr zu sehen sind.
- Unlogische Handlungen.
- Fehlerhafter Kontext, z. B. stimmt die Wohnungseinrichtung nicht mit der Realität überein oder wir schreiben erneut Abitur-Klausuren.
- Wiederkehrende Trauminhalte.
Um bestimmte Traummerkmale bzw. traumtypische Fehler identifizieren zu können, müssen wir unsere Umgebung kritisch studieren, damit wir überhaupt Ungereimtheiten entdecken und richtige Schlüsse daraus ziehen können. Die sogenannten Realitäts-Checks stellen eine gute Technik dar, um unser kritisches Bewusstsein zu stärken.
WILD-Methode
WILD steht für „Waking Initiated Lucid Dream". Die WILD-Methode umfasst bewusstseinsbewahrende Techniken sowie luzide Träume, die mit solchen Techniken eingeleitet werden. Das Training besteht darin, dass wir den Einschlafvorgang bewusst miterleben und dann direkt in den Zustand eines Klartraums gelangen. WILD unterscheidet sich von DILD darin, dass DILD-Träumer unbewusst einschlafen und sich erst im Traum bewusstwerden, dass sie träumen. Bei WILD werden schon das Einschlafen und im direkten Anschluss auch der Traum unter vollem Bewusstsein miterlebt.
WILD ist eine eher seltene Form des Klarträumens und kann mit Meditieren verglichen werden. Dazu bedarf es einer langen Übung. Eine wichtige Grundlage der Methode ist es, dass der Körper einschläft und dafür entspannt sein muss. Die Technik sollte man also immer mit viel Ruhe und Gelassenheit angehen.
WBTB- und WSIB-Methode
„Wake Back To Bed“, kurz WBTB, ist eine weitverbreitete, aber auch anstrengende Hilfstechnik, die das Erleben von luziden Träumen erleichtert. Bei dieser Methode geht es darum, nach vier bis sechs Stunden des Schlafs mitten in der Nacht aufzuwachen. In der ersten Nachthälfte träumt man relativ wenig. Es dominieren Tiefschlafphasen. Die Traumschlafphasen sind zum Schlafbeginn nur kurz. Sie nehmen im Lauf der Nacht zu, werden länger und intensiver je weiter die Nacht voranschreitet.
Schläft man also nach vier bis sechs Stunden erneut ein, ist die Wahrscheinlichkeit direkt nach dem Einschlafen in eine REM-/Traumschlaf-Phase zu kommen deutlich höher. Schlaf-Mantras, die man sich in der Wachphase vorher aufsagt, Realitäts-Checks, die man übt, übernimmt man damit mit größerer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Traum.
Zur Vorbereitung für WBTB stellt man sich einen Wecker oder trinkt vor dem Schlafengehen so viel Wasser, dass man sanft nach etwa vier oder fünf Stunden von der eigenen Blase geweckt wird. Nach dem Klingeln des Weckers bleibst Du für 30 Minuten im Wachzustand.
Um richtig aufzuwachen, ist es sinnvoll aufzustehen und z. B. ein Buch zu lesen. Am besten etwas über das Klarträumen, um Deinen Geist auf das Thema einzustimmen. Alternativ kannst Du versuchen Dich an Deinen letzten Traum zu erinnern. Vor dem erneuten Einschlafen kannst Du dann die MILD- oder WILD-Technik anwenden.
Die ideale Schlaf- und Wachphase ist individuell verschieden und sollte ausprobiert werden. Wachen wir zu früh auf, sind wir zu müde für klare Gedanken, können aber leichter wieder einschlafen. Wachen wir zu spät auf, sind wir möglicherweise zu wach und können nur schwer oder gar nicht mehr einschlafen. Allgemein wird empfohlen, nach vier oder fünf Stunden ein WBTB einzusetzen und für 15 bis 90 Minuten im Wachzustand zu verweilen.
Eine Form des WBTB ist die WSIB-Methode („Wake-Stay-In-Bed“) dar. Der Unterschied liegt darin, dass die Wachphase nur fünf bis fünfzehn Minuten andauert und Du entspannt im Bett liegen bleiben kannst. WSIB eignet sich für Menschen mit einem leichten Schlaf, die schnell wach werden und denen es schwerfällt, wieder einzuschlafen.
Stabilisierungstechniken
Verschiedene Methoden können dazu beitragen, luzide Träume zu stabilisieren. Voraussetzung dafür ist aber, dass Du schon einmal einen Klartraum erlebt hast. Stabilisierungsmethoden sollen dabei unterstützen, einen Klartraum oder eine Traumszene aufrechtzuerhalten, die Klarheit zu steigern und zu verhindern, dass Du vorzeitig aus dem Traum erwachst. Stabilisierungsmethoden werden kritisch betrachtet. Einige Experten vermuten lediglich einen Placebo-Effekt. Zu den Verfahren gehören u. a. die Traumhelfer-Methode, Meditation und Autosuggestion.
1. Traumhelfer
Bei einem Trauhelfer handelt es sich um eine imaginäre Traumperson oder um ein Krafttier, Gegenstand oder um eine Stimme, die wir im Klartraum aufsuchen können, um Hilfe zu bekommen. Nur wenn wir Unterstützung im Traum erfahren, ist das Medium auch ein Traumhelfer. Traumhelfer haben einen Zugang zu unserem Unbewussten. Wie zuverlässig sie sind, ist die große Frage. Daher solltest Du Dich lieber auf eigene Fähigkeiten verlassen. Und taucht doch ein Traumhelfer auf, kannst Du Dich über deren Hilfe freuen.
2. Meditation und Entspannungstechniken
Generell sollen uns Meditationen zu mehr Klarheit, Achtsamkeit und einem ruhigen Geist verhelfen. Es wird auch vermutet, dass regelmäßig praktizierte Meditationen die Chance auf Klarträume erhöhen und die Klarheit im Traum steigern können. Meditationen können auch zur Vorbereitung für Klarträume hilfreich sein. Wer regelmäßig sein Bewusstsein und die Achtsamkeit schult, kann besser geistige Prozesse und Bedeutungen erkennen. Das ermöglicht uns auch einen besseren Zugang zu den Träumen und wie wir sie gestalten können. Menschen, die häufig und regelmäßig meditieren, sollen auch häufiger luzide Träume erleben.
Zudem gelten verschiedene Entspannungsmethoden als hilfreich, um sich auf andere Methoden, z. B. WILD, besser konzentrieren zu können. Neben Meditation wären auch Autogenes Training und die Progressive Muskelentspannung zu nennen.
3. Autosuggestion
Eine dritte Möglichkeit zur Stabilisierung von Klarträumen ist die Autosuggestion. Autosuggestion bedeutet „Selbstbeeinflussung“ und stellt einen Prozess dar, durch den wir unser Unbewusstes trainieren, an etwas zu glauben. Mithilfe der Autosuggestion können wir die Dauer, den Inhalt und die Häufigkeit von luziden Träumen beeinflussen.
Luzide Träume: Anwendung
Was sind die Anwendungsgebiete von luziden Träumen? Luzide Träume helfen uns, unser emotionales inneres Erleben zu erweitern. Sie werden oft sehr intensiv und positiv erlebt und können wahre Glücksgefühle in uns hervorrufen. Luzide Träume können Spaß machen. Wir können Superhelden spielen, unsere Wünsche in Erfüllung gehen lassen, in die Vergangenheit oder andere Traumwelten reisen, bereits verstorbene Menschen treffen und Dinge ausleben, die wir schon immer einmal machen wollten.
Kreativität anregen
Neben dem reinen Vergnügen können Klarträume aber auch unsere Kreativität anregen und eine kreative Inspiration für Künstler, Musiker oder Autoren sein. „Yesterday“ von den Beatles soll auf einem Klartraum von Paul McCartney basieren, der scheinbar die Melodie zu dem Hit in seinem Traum gehört hat. Menschen, die sich für Klarträume interessieren, nutzen sie teilweise auch einfach, um ihre Schlafenszeit besser und sinnvoller zu nutzen. So können im Traum z. B. bewusst Gitarrengriffe geübt werden, um schneller Gitarre zu lernen.
Medizinische Anwendung
Luzide Träume können aber auch einen praktischen medizinischen Nutzen haben. Schlafmediziner sehen in luziden Träumen eine gute Möglichkeit, Albträume zu behandeln, denn Betroffene können in den Albtraum eingreifen, die Geschichte verändern, sich der furchteinflößenden Situation entgegen stellen oder gefährliche Angreifer besiegen.
Anregung psychotherapeutischer Prozesse
Zudem können Klarträume möglicherweise psychotherapeutische Prozesse anregen. Inwieweit Klarträume in der Therapie von Ängsten hilfreich sein könnten, ist noch nicht abschließend geklärt. Psychologen und Psychiater interessieren sich auch für die Anwendungsmöglichkeiten von Realitäts-Checks bei Psychosen. Charakteristisch für Psychosen sind Wahnvorstellungen. Betroffene können nicht mehr unterscheiden, was Wirklichkeit ist und was nicht. In diesem Bereich bedarf es noch weiterer Forschung.
Sportmedizin
Auch die Sportmedizin sieht in Klarträumen eine gute Methode für Profisportler, ihre Leistung zu steigern, ihre motorischen Bewegungsabläufe besser einzuüben und sich Tänze, Parkours oder andere Bewegungen besser einprägen zu können.
Luzide Träume: Risiken, Kritik und Bedenken
Risiken und Nebenwirkungen durch Klarträume sind bisher nicht weiter bekannt, dennoch gibt es Bedenken beim Erlernen von luziden Träumen in Eigenregie. Es fehlt an Langzeitstudien, die möglicherweise Risiken aufdecken würden.
Neben dem großen Spaßfaktor und möglichen medizinischen Indikationen gibt es auch Kritik an Klarträumen. Die Glücksgefühle, die wir durch luzide Träume erfahren können, sollten nicht unterschätzt werden. So kann die Gefahr bestehen, dass Klarträumer viel häufiger und länger schlafen, nur um in den Genuss eines luziden Traums zu kommen. Möglicherweise entstehen dadurch Tendenzen zu einer Abhängigkeit von der Traumwelt.
Trotz aller Bedenken sind luzide Träume aber selten, sogar bei eingeübten Menschen. Von daher besteht eher keine große Gefahr, dass gesundheitliche Risiken entstehen. Im Vordergrund sollte beim Erlernen von Klarträumen in Eigenregie aber immer eine gute Schlafqualität und Schlafhygiene stehen.
Entfremdung
Tauchen wir regelmäßig in unsere Traumwelt ab, können wir uns von den realen Menschen in unserem Leben möglicherweise entfernen oder entfremden. Wir können unsere Traumerlebnisse nicht mit ihnen teilen, weil man sich in Träumen nun mal nicht treffen kann. Auch können sie nicht nachempfinden, wie wir uns fühlen, wenn sie selbst keine luziden Träume kennen.
Realitätsverlust
Eine weitere mögliche Gefahr besteht darin, dass durch häufige Klarträume ein Realitätsverlust die Folge sein könnte und Betroffene nicht mehr unterscheiden können, ob die Erfahrungen im Traum oder in der Wirklichkeit stattfinden. In so einem Fall sollte unbedingt eine Klartraum-Pause eingelegt werden.
So schön es auch sein mag, sich im luziden Traum eine alternative Realität zu schaffen, ist es ungünstig, wenn Du beispielsweise im Traum mit einer Person zusammenkommst, in die Du verliebt bist, die im realen Leben aber nicht mit Dir zusammen sein will. Automatismen, die Du Dir im Traum aneignest, z. B. Händchen halten, könntest Du versehentlich in die reale Welt übernehmen.
Schlafstörungen
Auch die WBTB-Methode wird kritisch gesehen. Die ständigen Schlafunterbrechungen beeinträchtigen die Schlafqualität und können früher oder später zu Schlafstörungen führen und unseren Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinanderbringen. In dem Fall sollte ein erholsamer Schlaf und unsere Schlafhygiene, die so wichtig für unseren Körper und unsere Psyche sind, eine höhere Priorität bekommen als die Aussicht auf einen luziden Traum.
Psychische Störungen
Psychische Störungen können bei Menschen mit einer labilen Psyche auftreten. Die Bedenken, eine psychische Störung durch Klarträume zu entwickeln, ist allerdings nicht nachgewiesen. Vielmehr wird derzeit untersucht, inwieweit luzide Träume dazu beitragen können, eine Psychotherapie zu unterstützen.
Verdrängung von Problemen
Flüchten wir vor unseren Problemen, wenn wir Regie in unserer Traumwelt führen und uns eine alternative Realität aus unseren Wünschen basteln? Unterdrücken wir möglicherweise die Verarbeitung von Ängsten und ungeklärten Problemen?
Klarträume können möglicherweise dazu beitragen, sie bieten aber auch die Möglichkeit, ein tieferes Verständnis von Ereignissen zu entwickeln und Belastungen aufzulösen. Klarträume werden auch in der Therapie von Albträumen eingesetzt, um sich seinen Ängsten entgegenzustellen. Bei Menschen, die häufig klarträumen, wurden bisher keine Probleme der Verdrängung ersichtlich.