Chronisches Fatigue Syndrom (CFS): Ursachen, Symptome, Behandlung

Eine unfassbare Erschöpfung bestimmt den Alltag. Kleine Tätigkeiten wie Zähneputzen, Kochen oder eine einfache Unterhaltung können für Menschen zur Qual werden, wenn sie unter dem chronischen Fatigue Syndrom, kurz CFS, leiden. Der französische Begriff „Fatigue“ steht für Müdigkeit und weist bereits darauf hin, worum es bei dem CFS geht: um eine dauerhaft erlebte Müdigkeit, die die Lebensqualität massiv beeinträchtigen kann.

Das chronische Erschöpfungssyndrom kann mit vielen Symptomen einhergehen. Konzentrations-, Gedächtnis- und Schlafstörungen sowie chronische Schmerzen sind häufige Begleiter. Die Ursachen für CFS sind nicht eindeutig geklärt und mit einfach nur mehr Ruhe im Alltag ist der Krankheit leider nicht beizukommen.

Was aber kannst Du tun, wenn die lähmende Erschöpfung dauerhaft bestehen bleibt und keine Erholung mehr möglich ist? Was genau steckt hinter der rätselhaften Erkrankung? Welche Symptome können beim CFS außerdem auftreten und welche Therapien kommen beim Erschöpfungssyndrom zum Einsatz? Hier bekommst Du alle Informationen zum CFS.

Was ist CFS?

Das chronische Fatigue Syndrom (CFS, „Chronic Fatigue Syndrome“) wird von Mediziner:innen auch als Myalgische Enzephalomyelitis, kurz ME, bezeichnet. Übersetzt bedeutet ME eine „Entzündung des Gehirns und Rückenmarks mit Muskelbeteiligung“. Es handelt sich dabei um eine schwer verlaufende neuroimmunologische Multisystemerkrankung, bei der unser Immunsystem, das autonome Nervensystem und der Energiestoffwechsel gestört sind.

Das charakteristischste Merkmal der Erkrankung ist eine massive Erschöpfung, die mit vielen weiteren schweren neurologischen, endokrinen und immunologischen Symptomen, mit einem ausgeprägten Krankheitsgefühl, Schmerzen und Schlafstörungen einhergehen kann.

Das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen (engl.: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“, ICD-10) führt das CFS als neurologische Erkrankung unter dem Code G93.3. Der Buchstabe G steht für „gesicherte Diagnose“.

Häufigkeit des chronischen Erschöpfungssyndroms

In Deutschland sind bis zu 300.000 Menschen von dem CFS betroffen, darunter etwa 40.000 Kinder und Jugendliche. Weltweit leiden ca. 17 bis 30 Millionen Menschen unter dem chronischen Erschöpfungssyndrom. CFS tritt meist zwischen dem 16. und 40. Lebensjahr auf. In erster Linie scheinen Frauen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren betroffen zu sein. Wahrscheinlich ist die Dunkelziffer deutlich höher, weil viele Ärzt:innen die Krankheit nicht ausreichend kennen, um die Diagnose zu stellen.

CFS: Wie ist der aktuelle Stand der Forschung?

Im internationalen Vergleich hängt Deutschland hinsichtlich der weltweiten wissenschaftlichen Forschung und um das Wissen der schweren Erkrankung CFS hinterher. Im Zuge der Berichte über Long-COVID nach einer COVID-19-Erkrankung bekommt nun auch das chronische Erschöpfungssyndrom mehr Aufmerksamkeit. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland das erst Mal Forschungsgelder für CFS zur Verfügung gestellt.

Versorgung von CFS-Patient:innen prekär

Nach wie vor ist die Versorgung für CFS-Patient:innen kritisch, obwohl die Erkrankung bereits im Jahr 1969 von der WHO erfasst wurde und weltweit verbreitet ist. Auch vom Schweregrad her ist CFS mit der neurologischen Erkrankung Multiple Sklerose vergleichbar und findet dennoch in Deutschland kaum Beachtung. Nach wie vor gehört das Krankheitsbild in Deutschland nicht zur ärztlichen Aus- und Weiterbildung, es gibt keine medizinische Leitlinie und wenig fachärztliche Betreuung.

Das Europäische Parlament fordert seit 2020 die Mitgliedstaaten auf, mehr für die Anerkennung, Aufklärung, Versorgung und Forschung der chronischen Erschöpfung zu unternehmen. Die USA und auch Norwegen sind schon viel weiter. In beiden Ländern wird der Erkrankung CFS eine sehr hohe Priorität zugewiesen, Forschungen zu einer Verbesserung der Versorgung der Patienten vorangetrieben und Spezialzentren in Krankenhäuser errichtet.

CFS: Ursachen und Auslöser

Die genauen Ursachen für CFS sind nach wie vor ungeklärt. Es wird davon ausgegangen, dass mehrere Faktoren bei der Entstehung eine Rolle spielen. Die Erkrankung beginnt meist mit einer akuten Infektion. Auslöser der Infektion können Viren wie das Epstein-Barr-Virus (EBV) und andere Herpesviren, Enteroviren (Magen-Darm-Keime), Influenzaviren (Grippeviren) oder Coronaviren sein sowie Bakterien, z. B. Borrelien oder Chlamydien. Nach dem durchgemachten Infekt bleibt eine äußerst schwere und anhaltende Erschöpfung und Müdigkeit bestehen.

Aktuell steht zudem Covid-19 im Verdacht, das chronische Fatigue Syndrom auszulösen. Dazu bedarf es allerdings noch weiterer Forschungen. Hinweise darauf geben viele Patienten, die auch ein halbes Jahr nach ihrer Covid-Infektion unter typischen Symptomen des CFS leiden.

Auch eine Autoimmunerkrankung oder schwere Störungen des Stoffwechsels kommen laut Studien als Ursachen infrage. Möglicherweise bleibt das Immunsystem nach einer Virusinfektion dauerhaft aktiv, obwohl die Infektion längst erfolgreich abgewehrt wurde.

Weitere mögliche Auslöser des Chronischen Fatigue Syndroms

Neben Infektionen können auch

  • Verletzungen
  • Operationen
  • Schwangerschaften
  • Körperliche Aktivitäten
  • Psychische Belastungen (Stresszustände, Depressionen, Ängste, der Tod oder Trennungen von nahestehenden Menschen oder Arbeitslosigkeit)

ein chronisches Erschöpfungssyndrom auslösen oder ein bestehendes CFS verstärken.

Leiden CFS-Patient:innen zusätzlich unter einer Infektanfälligkeit, die häufig mit dem Erschöpfungssyndrom einhergeht, können sich die CFS-Symptome nach einer erneuten Infektion über einen längeren Zeitraum verschlimmern. Negativ auf die Beschwerden können sich außerdem Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten auswirken.

CFS: Symptome

Das Leitsymptom der myalgischen Enzephalomyelitis ist eine schwere chronische Fatigue. Die körperliche Erschöpfung schränkt das Leben von Betroffenen erheblich ein. Ein sehr charakteristisches Merkmal der Erkrankung ist der plötzliche Beginn der schweren Erschöpfung nach einer zuvor durchgemachten bakteriellen oder viralen Infektion oder auch nach psychischen Stresszuständen oder körperlicher Verausgabung. Weder körperliche Schonung noch Ruhe oder Inaktivität führen zu einer Verbesserung des Zustandes oder zu mehr Energie.

Die Beschwerden treten hinsichtlich ihrer Art, Dauer und Intensität bei jedem Menschen mit CFS individuell verschieden auf. Die anhaltende und starke Erschöpfung besteht über einen längeren Zeitraum von mindestens 6 Monaten.

Es gibt eine Vielzahl an Symptomen, die im Rahmen des chronischen Fatigue-Syndroms auftreten können und verschiedene körperliche Bereiche betreffen:

  • Post-Exertional Malaise (PEM, Verstärkung von Symptomen bereits nach geringer Anstrengung)
  • Schlafstörungen
  • Schmerzen
  • Neurologische Symptome
  • Immunologische Symptome
  • Endokrine Symptome
  • Symptome des autonomen Nervensystems
  • Psychische Symptome

Post-Exertional Malaise (PEM)

Das wohl charakteristischste Symptom für CFS ist die sogenannte Post-Exertional Malaise (PEM). Dabei handelt es sich um eine äußerst ausgeprägte und anhaltende Verstärkung aller Symptome nach nur leichter geistiger oder körperlicher Anstrengung. Oft reichen nur wenige Schritte, ein kleiner Spaziergang oder alltägliche Tätigkeiten wie Zähneputzen, Duschen oder Kochen aus, um eine PEM auszulösen.

Begleitend zur ausgeprägten Erschöpfung können auch Symptome wie leichtes Fieber, Muskelschmerzen, eine Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Kopfschmerzen und Schwindel oder Herzrasen auftreten. In der Folge müssen Betroffene häufig tagelang Bettruhe einhalten, weil sie so kraftlos sind.

CFS und Schlafstörungen

Häufig können durch die CFS-Erkrankung trotz ausgeprägter Müdigkeit und Erschöpfung auch Schlafstörungen entstehen. Betroffene legen sich zum Ausruhen tagsüber oft hin und schlafen vor Müdigkeit ein. Daraufhin liegen sie nachts wach im Bett und finden nicht mehr in den Schlaf. Am nächsten Tag sind sie noch müder. Ein Teufelskreis entsteht. Der Schlafrhythmus wird auf Dauer gestört und der Tag-Nacht-Rhythmus gerät durcheinander.

CFS und Schmerzen

CFS-Patienten:innen können neben der Erschöpfung zudem unter Kopfschmerzen und Migräne, Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen oder Bauchschmerzen leiden. Schmerzen sind ein häufiges Symptom beim Erschöpfungssyndrom.

Sie können dabei generalisiert auftreten, von einer Körperstelle zur nächsten Körperstelle wandern oder sich zwischen den Gelenken abwechseln. Die Muskelschmerzen (Myalgien) werden oft von Zuckungen und Krämpfen begleitet.

CFS und neurologische Symptome

Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen gehören zu den neurologischen Symptomen des chronischen Erschöpfungssyndroms und sind fester Bestandteil der CFS-Symptomatik. Generell scheint es so, als wäre die Informationsverarbeitung gestört und Betroffene leiden unter einer Bewusstseinstrübung mit Merk- und Wortfindungsstörungen, was auch als „Gehirnnebel“ oder „Brain-Fog“ bezeichnet wird.

Auch die Sinne sind bei Menschen mit CFS äußerst überempfindlich. Äußere Reize wie Licht oder Lärm werden dadurch schnell als sehr unangenehm empfunden. Betroffene ziehen sich daher oft in dunkle, ruhige Räume zurück oder ertragen Gespräche nur noch im Flüsterton.

Weitere neurologischen Symptome des Erschöpfungssyndroms sind Störungen der Bewegungskoordination (Ataxien), eine Muskelschwäche und Muskelzuckungen.

CFS und immunologische Symptome

Als Ursache für CFS wird eine Dysregulation des Immunsystems vermutet. Zu den möglichen immunologischen Symptomen gehören schmerzhafte und geschwollene Lymphknoten, immer wiederkehrende grippeähnliche Beschwerden und Halsschmerzen, Atemwegsinfekte sowie ein allgemeines, starkes Krankheitsempfinden. Zudem besteht eine erhöhte Infektanfälligkeit. Es können außerdem Überempfindlichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln oder Medikamenten auftreten.

CFS und endokrine Symptome

Beim Chronischen Fatigue Syndrom können auch neuroendokrine Symptome auftreten, d. h. es bestehen Störungen im Hormonsystem, die entsprechende Beschwerden hervorrufen können. Aufgrund hormoneller Veränderungen kann es z. B. zu einer Hypoglykämie (verminderter Glukosespiegel im Blut), einem Appetitverlust oder zu einem gesteigerten Appetit mit deutlichen Gewichtsveränderungen, Schweißanfällen, Intoleranzen gegenüber Hitze oder Kälte kommen. Häufig tritt außerdem eine Anpassungsunfähigkeit gegenüber Stress auf, was zu einer Verschlimmerung der CFS-Symptome führt.

CFS und Symptome des autonomen Nervensystems

Unser autonomes Nervensystem ist der Teil des Nervensystems, dessen Funktionen weitgehend unbewusst bleiben, also automatisch ablaufen. Es verbindet das zentrale Nervensystem mit unseren Körperorganen. Es steuert die Herzfrequenz, Verdauung, Atemfrequenz, Speichelproduktion, Pupillenweite, Blasenentleerung und das Schwitzen.

Zu den CFS-Symptomen unseres autonomen Nervensystems gehören folgende Beschwerden:

  • Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems: Herzrhythmusstörungen, Herzklopfen, Herzrasen mit beschleunigtem Puls, Blutdruckschwankungen, niedriger Blutdruck (Hypotonie) mit Schwäche, Blässe und Benommenheit.
  • Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, Reizdarm-Syndrom.
  • Beschwerden des Urogenital-Trakts: Blasenfunktionsstörungen, Reizblase, häufiges Wasserlassen in der Nacht (Nykturie).
  • Atemwegsbeschwerden: Kurzatmigkeit nach Belastung, mühsame Atmung aufgrund einer erschöpften Atemmuskulatur.

Das Reizdarm-Syndrom und ein sogenanntes „posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom“ (POTS) treten beim CFS häufiger auf. Beim POTS kommt es zu Herzrasen, Schwindel und Schwäche, wenn Betroffenen sich aus dem Liegen oder Sitzen wieder aufrichten.

CFS und psychische Symptome

Bei Menschen mit einem diagnostizierten chronischen Fatigue-Syndrom kann die Lebensqualität sehr stark beeinträchtigt werden, weil sie ihre geistige und körperliche Energie verloren haben. Bereits kleine geistige Anstrengungen und leichte körperliche Belastungen erschöpfen sie stark. Möglicherweise geht damit auch die finanzielle Sicherheit verloren, weil sei aufgrund der lähmenden Erschöpfung keine Tätigkeit mehr ausführen können.

Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können im Laufe der Zeit durch das CFS entstehen. Etwa 40 Prozent der Betroffenen leiden unter einer Depression und etwa 14 Prozent unter einer Angststörung. Eine chronische Fatigue kann demnach eine psychische Störung hervorrufen und umgekehrt können depressive Zustände und Ängste die Symptome der CFS verstärken. Eine psychotherapeutische Behandlung stellt deshalb auch einen wichtigen Therapiebaustein bei CFS dar.

CSF, Depression, Burn-out

Erschöpfung, Müdigkeit, Bauch- und Kopfschmerzen oder Konzentrations- und Leistungsschwäche können sowohl beim CFS auftreten als auch im Rahmen einer Depression oder eines Burn-outs. Die Unterscheidung zwischen den Krankheitsbildern CFS und Depression ist für Ärzt:innen nicht immer einfach, wird aber anhand des Antriebs deutlich:

  • Depression: Bei Depressionen sind Betroffene antriebsarm und fühlen sich wertlos, niedergeschlagen und können sich an nichts mehr erfreuen.
  • CFS: Beim CFS hingegen besteht ein Antrieb, der Körper spielt jedoch nicht mit, weil die Kräfte verloren gegangen sind.

CFS: Krankheitsverlauf und Prognose

Die Krankheit bricht meistens nach einer Viruserkrankung aus, insbesondere nach dem Pfeiffer´schen Drüsenfieber, hervorgerufen durch eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus. Auch nach einer Grippe oder nach einer durch Herpesviren ausgelösten Gürtelrose leiden Menschen noch sechs Monate später unter CFS-Symptomen.

Nach der Virusinfektion treten grippeähnliche Symptome mit Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen auf. Die Schlafqualität ist vermindert und die Konzentration lässt nach. Betroffene werden einfach nicht mehr gesund. Die bleierne Müdigkeit und die körperliche und geistige Schwäche verstärken sich bei der geringsten Anstrengung. Im schlimmen Fall liegen CFS-Erkrankte nur noch im Bett und können nicht mehr am Leben teilnehmen.

Das Ausmaß der Fatigue reicht von einer mittleren Beeinträchtigung bis hin zu sehr schweren Verläufen, die zu einer Bettlägerigkeit führen können. Über 50 Prozent der Patient:innen werden arbeitsunfähig und sind auf Pflege angewiesen. Etwa ein Viertel der Betroffenen können ihr Haus nicht mehr verlassen. Die Lebensqualität von CFS-Erkrankten ist laut einer dänischen Studie von 2015 niedriger als die von Patient:innen mit Multipler Sklerose, Schlaganfällen oder Lungenkrebs.

CFS: Diagnose

Für die Diagnose CFS müssen die Beschwerden mindestens ein halbes Jahr bestehen. Fatigue ist ein Symptom, das bei vielen verschiedenen Krankheiten auftrifft. Daher müssen zuerst andere mögliche Ursachen wie z. B. Krebs, Multiple Sklerose, ein Eisenmangel, Herzerkrankungen, Infektionen, Depressionen oder eine Schilddrüsenunterfunktion ausgeschlossen werden. Daher handelt es sich bei dem chronischen Erschöpfungssyndrom auch um eine Ausschlussdiagnose.

Das chronische Erschöpfungssyndrom kann nicht eindeutig durch diagnostische (bildgebende) Verfahren wie Bluttests, Ultraschall oder durch eine Magnetresonanztomografie (MRT) festgestellt werden. Daher ist die wichtigste Grundlage für die Diagnose das Ärzt:innen-Patient:innen-Gespräch, in dem Betroffene ihre Symptome beschreiben. Bis die Diagnose CFS steht, können Jahre vergehen. Meistens sind für die Diagnose viele Untersuchungen in verschiedenen Facharztpraxen notwendig.

Wichtige CFS-Kriterien sind, dass sich die Beschwerden charakteristischerweise nicht durch Ruhe verbessern und die massive Erschöpfung die Aktivitäten der Betroffenen erheblich einschränkt. Auch haben die Patient:innen oft eine reduzierte Muskelkraft, die mit einem Kräftemesser überprüft werden kann. Außerdem schlägt das Herz von Menschen mit CFS häufig schneller.

Kanadische und internationale Kriterien zur Diagnosestellung für CFS

Für die Diagnose richten sich Ärzt:innen meistens nach den sogenannten „Kanadischen Konsenskriterien “ und den „Internationalen Konsenskriterien“. Bei den kanadischen Kriterien zur Diagnose von CFS müssen Symptome aus den folgenden Kategorien komplett oder teilweise zutreffen und die Erkrankung muss mindestens sechs Monate bestehen:

  • Erschöpfung/Fatigue und Zustandsverschlechterung nach Belastung
  • Schlafstörungen
  • Schmerzen
  • Neurologische bzw. kognitive Einschränkungen
  • Symptome des autonomen Nervensystems
  • Neuroendokrine Störungen
  • Immunologische Störungen

Die Internationalen Konsenskriterien (ICC 2011) sehen als Hauptsymptome eine schwere, neu aufgetretene Fatigue und eine schnelle körperliche und psychische Erschöpfung als Reaktion auf (minimale) Anstrengung. Zudem müssen aus dem Kriterienkatalog mindestens sieben weitere Symptome vorliegen, z. B.:

  • Neurologische Beschwerden wie eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, Kopf- und Muskelschmerzen, Schlafstörungen und Bewegungsstörungen.
  • Immunologische, gastrointestinale oder urogenitale Beschwerden wie grippeähnliche Symptome, eine erhöhte Infektanfälligkeit, Reizdarm, Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln, Überempfindlichkeit auf Medikamente, Gerüche und Geräusche.
  • Probleme beim Stehen (orthostatische Dysregulation), Atemstörungen, Unverträglichkeit gegenüber Temperaturextremen.

CFS: Therapie

Bisher gibt es für die Behandlung des chronischen Erschöpfungssyndroms weder ein zugelassenes Mittel noch eine standardisierte Therapie. Die Behandlung richtet sich daher in erster Linie auf die Linderung der Symptome, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Schmerzlindernde Medikamente, Stressreduktion durch Entspannungsverfahren und Maßnahmen zur Verbesserung der Schlafqualität sollen den Krankheitszustand der Betroffenen langfristig verbessern und stabilisieren.

Wurde ein CFS diagnostiziert, empfehlen Mediziner:innen ihren Patient:innen zunächst eine Art Bestandsaufnahme. Betroffene sollten sich über das Krankheitsbild informieren und mit dem CFS vertraut machen. Eine wichtige Frage wäre, wo das CFS sie in ihrem Leben besonders beeinträchtigt und wo der Leistungsabfall nicht so schlimm ist.

Die noch vorhandene restliche Kraft sollte möglichst gut eingeteilt, ausgiebige Ruhepausen eingehalten und Stress reduziert werden. Kräftezehrende Arbeiten sollten in den Hintergrund rücken und moderate Anstrengungen angestrebt werden. Eine Überforderung der Kräfte oder ein neuer Infekt können zu einer lang anhaltenden Verschlechterung der Krankheit führen. Der Ansatz, alles in der richtigen Dosierung zu machen und so die Symptome in Schach zu halten, wird als „Pacing“ bezeichnet.

Etwa 40 Prozent der Erkrankten erzielen eine Verbesserung der Beschwerden und bis zu 30 Prozent konnten nach einer individuell abgestimmten Therapie wieder arbeiten.

Medikamentöse Behandlung: Schmerzmittel, Antidepressiva und Vitamin B12

Schmerzmittel wie Ibuprofen, Aspirin, Diclofenac oder Paracetamol helfen gegen Symptome wie Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen sowie gegen Fieber. Am häufigsten verschreibt der Arzt sogenannte nicht steroidale Antirheumatika (NSAR), die jedoch schwere Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt oder in den Nieren hervorrufen können. Aus diesem Grund sollen die Schmerzmittel nicht über längere Zeit eingenommen werden.

Die Einnahme von Antidepressiva kommt beim CFS nur dann zum Einsatz, wenn Betroffene unter depressiven Verstimmungen, Depressionen und Angststörungen leiden. Antidepressiva wirken stimmungsaufhellend, beruhigend, angstlösend und auch antriebssteigernd. Bis die Medikamente ihre Wirkung entfalten, können aber bis zu vier Wochen vergehen.

Für eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten, Erschöpfungszustände und Stimmungslagen können auch Injektionen von hoch dosiertem Vitamin B12 bzw. Cyanocobalamin-Präparate bei CFS zum Einsatz kommen. Das wasserlösliche Vitamin B12 ist an der Bildung roter Blutzellen, am Eiweißstoffwechsel, am Wachstum und der Teilung der Zellen beteiligt und erfüllt wichtige Funktionen im Nervensystem. Insgesamt wurde nachgewiesen, dass eine gute Versorgung mit Vitamin B12 zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung beitragen kann. Bei Cyanocobalamin handelt es sich um eine synthetische Form von Vitamin B12, die häufig Bestandteil von Vitamin B12-Präparaten ist.

Nicht-medikamentöse Behandlung: Verbesserung der Schlafqualität, Entspannungsmethoden

Ein wichtiger Therapiebaustein bei CFS ist die Verbesserung der Schlafqualität. Massive Schlafstörungen mit einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus und Schlafmangel sind häufige CFS-Symptome. Eine verbesserte Schlafqualität sollte deshalb auch in Angriff genommen werden, weil Schlafmangel die Erschöpfung fördert.

10 wertvolle Tipps, die für eine gute Schlafhygiene und Schlafqualität sorgen, erhältst Du hier.

Entspannungsmethoden: Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung

Schlaflosigkeit, extreme Erschöpfung und Müdigkeit können den Alltag von Menschen mit CFS massiv erschweren. Für mehr Ruhe und Entspannung eignen sich verschiedene Entspannungsmethoden wie z. B. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Atemübungen. Das Ziel vom Autogenen Training ist die allgemeine Verbesserung der Körperwahrnehmung mittels Autosuggestion, d. h. durch bewusste Vorstellungskraft wird das Unterbewusstsein trainiert, damit Körper und Seele entspannen können.

Bei der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson werden einzelne Muskelgruppen angespannt und anschließend wieder losgelassen. Besonders bei Symptomen wie Schmerzen und Schlafstörungen kann sich das Entspannungsverfahren positiv auswirken.

Ergotherapie bei CFS

Das Ziel einer Ergotherapie ist es, die Lebensqualität von Menschen mit CFS zu verbessern. Sie sollen ihre Selbstständigkeit behalten oder wiedererlangen, um unabhängig den Alltag bewältigen zu können. Dafür werden die Motorik des Körpers mit Bewegungsabläufen, Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit sowie die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit trainiert.

Auch die körperliche und seelische Verfassung soll mithilfe der Ergotherapie verbessert und Schmerzen gelindert werden. Der ganzheitliche Therapieansatz wird individuell an den psychischen und physischen Zustand des Betroffenen angepasst.

Psychotherapeutische Maßnahmen

Angststörungen und Depressionen können durch das chronische Erschöpfungssyndrom verursacht werden. Betroffene können eine Angst vor einem Kontrollverlust im Zuge der Erkrankung entwickeln und über den Verlust ihrer verloren gegangenen geistigen und körperlichen Fähigkeiten trauern. Oft blicken sie auch sehr pessimistisch in die Zukunft und erleben immer wieder seelische Tiefpunkte.

Eine begleitende Psychotherapie bietet Menschen mit CFS eine gute Möglichkeit, sich aktiv mit der Erkrankung auseinanderzusetzen. Ziel der psychotherapeutischen Behandlung ist das Herausarbeiten und Fördern der persönlichen Stärken und das Entwickeln neuer Lebensperspektiven. Darauf basierend wird ein ganzheitlicher Behandlungsansatz in Form einer Verhaltenstherapie empfohlen. Bei schwereren Formen der Depression werden zudem Antidepressiva eingesetzt.

Tipps für den Umgang mit CFS

Wie kannst Du am besten mit dem chronischen Fatigue-Syndrom umgehen und wie findest Du das richtige Maß an Aktivitäten?

Sobald Du bemerkst, dass Du Dich unwohl fühlst, lege eine Pause ein. Im Idealfall besteht die Möglichkeit, sich hinzulegen. Beim CFS ist es wichtig, auf seinen Körper zu hören und die Tagesaktivitäten danach auszurichten und wenn nötig, auch zu begrenzen. Es wird empfohlen, nach einem eher anstrengenden Tag den nächsten Tag zur Erholung einzuplanen. Manchmal hilft es auch, ein Tagebuch zu führen. Darin könntest Du alles notieren, was Dir besonders guttut und was Deinen Zustand eher verschlechtert.

Die wichtigsten Tipps für den Umgang mit CFS im Überblick:

  • Versuche, die Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren.
  • Lerne, wie Du Dich nicht überforderst und lote neue Grenzen aus.
  • Sorge immer für ausreichend Zeit zur Erholung und Ruhe.
  • Nimm Hilfe an, wenn Du Aufgaben im Alltag nicht bewältigen kannst.
  • Lerne Entspannungsmethoden zur Stressbewältigung.
  • Vermeide eine Überlastung an guten Tagen.
  • Treibe keinen Sport, bevorzuge lieber sanfte Bewegungen.
  • Nimm psychologische Hilfe an, wenn Du Ängste oder eine Depression entwickelst.

Es gibt außerdem Selbsthilfegruppen und Patientenverbände (Fatigatio e.V.), die einen Austausch zwischen Betroffenen ermöglichen und daher als sehr hilfreich angesehen werden. Alleine das Sprechen über die Erkrankung mit Gleichgesinnten hilft vielen und gibt Betroffenen das Gefühl, nicht ganz alleine mit dem Fatigue-Syndrom zu sein. In Selbsthilfegruppen können gegenseitig Tipps ausgetauscht und anderer Rat eingeholt werden.

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