Restless-Legs-Syndrom: Was tun gegen unruhige Beine in der Nacht?

In der Nacht geht es wieder los: Eine unangenehme Unruhe macht sich in den Beinen breit, ein Kribbeln oder Ziehen lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Der Traum von einem geruhsamen Schlaf rückt wieder einmal in weite Ferne. Betroffene müssen meistens aufstehen und sich bewegen, um die Beschwerden kurzzeitig zu lindern. Kommt Dir das Szenario bekannt vor? Dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das sogenannte Restless-Legs-Syndrom, kurz RLS. Es ist das Syndrom der unruhigen Beine.

Die gesundheitlichen Folgen aufgrund des Schlafmangels können gravierend sein und Deine Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Es gibt verschiedene Ursachen für die unruhigen Beine. Der Botenstoff Dopamin, der u. a. für die Steuerung unserer Bewegungen zuständig ist, spielt dabei eine Rolle.

Was genau ist das Restless-Legs-Syndrom? Welche Ursachen und Auslöser rufen die ruhelosen Beine hervor und welche Symptome können außerdem in Erscheinung treten? Was kannst Du selbst tun, wenn bei Dir das RLS diagnostiziert wurde und welche Therapien stehen Dir zur Verfügung? Antworten auf alle Fragen bekommst Du hier.

Was steckt hinter dem Restless-Legs-Syndrom (RLS)?

Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung und wird auch als Wittmaack-Ekbom-Syndrom bezeichnet. Hinter dem Namen stecken der deutsche Arzt Theodor Wittmaack (1827-1873) und der schwedische Neurologe Karl-Axel-Ekbom (1907-1977). Wittmaack beschrieb im Jahr 1861 als erster Arzt das typische Symptom für die Erkrankung: die unruhigen Beine. Ekbom gab dem Leiden dann den englischen Namen „Restless-Legs“.

Charakteristisch für das RLS ist der unkontrollierbare Bewegungsdrang in den Beinen, der immer dann auftritt, wenn wir eigentlich zur Ruhe kommen sollten, z. B. abends oder in der Nacht. Wir müssen dann aufstehen und umhergehen, damit die Beschwerden wenigstens für kurze Zeit verschwinden. An Schlaf ist nicht mehr zu denken und in der Folge leiden Patienten deshalb unter Schlafstörungen mit Tagesmüdigkeit. Halten die Beschwerden über lange Zeit an, können die unruhigen Beine auch tagsüber auftreten. Längeres Autofahren, ein Kino- oder Theaterbesuch oder Konferenzen werden dadurch manchmal zur Qual.

Häufigkeit der neurologischen Erkrankung

Laut der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) handelt es sich bei dem Restless-Legs-Syndrom keineswegs um eine seltene Erkrankung. Immerhin leiden drei bis zehn von 100 Menschen unter dem Syndrom. Damit zählt das RLS zu den häufigsten Bewegungsstörungen in der Neurologie. Die Neurologie ist ein medizinischer Bereich, der sich mit den Funktionen, Diagnosen, Erkrankungen und Therapien unseres Nervensystems befasst.

Unruhige Beine treten typischerweise zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf, nur sehr selten kommen sie auch schon bei Kindern vor. Frauen scheinen stärker prädestiniert als Männer, denn sie machen mit 60 Prozent den größeren Anteil der Betroffenen aus.

Restless-Legs-Syndrom: Ursachen

Es gibt verschiedene Ursachen, die das Restless-Legs-Syndrom hervorrufen können. Neurologen unterscheiden je nach Ursache zwei verschiedene Formen: Das primäre (idiopathische) RLS und das sekundäre RLS.

Primäres (idiopathisches) RLS

Bei dem primären, idio­pathischen Restless-Legs-Syndrom ist die genaue Ursache der Erkrankung unbekannt. Die Bezeichnung „idiopathisch“ wird in der Medizin verwendet, wenn die Krankheit selbstständig entsteht und noch keine beweisbare Ursache bezüglich der Entstehung durch äußere Faktoren existiert. Bei idiopathischen Erkrankungen sind die Gründe häufig anlagebedingt.

Bei ca. 60 Prozent der Menschen mit unruhigen Beinen liegt die primäre Form vor. Es wird vermutet, dass Störungen in unserem Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn oder genetische Faktoren die Entstehung des Syndroms beeinflussen.

Genetische Faktoren

Ein gehäuftes Auftreten des RLS innerhalb einer Familie deutet auf eine genetische Komponente als mögliche Ursache hin. So haben Kinder von Menschen mit RLS ein fast doppelt so hohes Risiko, das Restless-Legs-Syndrom zu entwickeln, wie Menschen, bei denen niemand in der nahen Verwandtschaft RLS hat. Liegt eine familiäre Veranlagung vor, treten die Symptome des RLS deutlich früher in Erscheinung – meist deutlich vor dem 30. Lebensjahr – als bei Betroffenen, bei denen andere Ursachen für das RLS zugrunde liegen.

Störungen im Dopamin-Stoffwechsel

Der Botenstoff Dopamin wird in unserem Gehirn gebildet und gehört zu den wichtigsten Neurotransmittern des zentralen Nervensystems. Auch als „Glückshormon“ bezeichnet, das unser Wohlempfinden beeinflussen kann, übernimmt Dopamin außerdem wichtige Aufgaben in der Kommunikation zwischen Nervenzellen, die unsere Bewegungsabläufe koordinieren. Produziert das Gehirn zu wenig Dopamin oder kann das Nervensystem im Gehirn den Botenstoff nicht richtig nutzen, liegt eine Störung im Dopamin-Stoffwechsel vor. In diesem Fall können Bewegungsimpulse schlechter unterdrückt werden, wenn wir eigentlich in Ruhe sein wollen. Die Impulse werden ohne unseren Willen an die Muskeln weitergegeben.

Sekundäres RLS

Bei dem sekundären Restless-Legs-Syndrom können verschiedene Erkrankungen, bestimmte Medikamente oder ein Mangel an Nährstoffen als mögliche Ursachen infrage kommen.

Nährstoffmangel: Eisen, Folsäure, Vitamin B12

Eine Eisenmangelanämie (gestörte Blutbildung aufgrund eines Eisenmangels) gehört nach der primären Form des RLS zu den häufigsten Ursachen. Frauen mit einer starken Monatsblutung können viel Eisen während ihrer Periode verlieren und auch Schwangere sind häufig von einem Eisenmangel betroffen.

Bei schwangeren Frauen sorgen Faktoren wie das Wachstum und die Entwicklung des Kindes im Mutterleib, die Bildung des Mutterkuchens sowie die Versorgung der Nabelschnur häufig für einen Mangel an Eisen, denn der Eisenbedarf steigt dadurch bis um das Sechsfache an. Aus diesem Grund kommt das Restless-Legs-Syndrom im Schnitt bei jeder dritten Schwangeren vor, besonders im letzten Drittel der Schwangerschaft.

Auch Menschen, die sich „eisenarm“ ernähren oder intensiven (Leistungs-) Sport betreiben, können auf Dauer eine Eisenmangelanämie entwickeln. Daher gehören Frauen (Schwangere), Sportler, Vegetarier und Veganer zu den Risikogruppen.

Auslöser für die unruhigen Beine kann zudem ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure sein. Neben Eisen spielen auch diese beiden Vitamine eine wichtige Rolle bei der Bildung des roten Blutfarbstoffs, dem Sauerstoff-transportierenden Hämoglobin. Fehlt einer der Mikronährstoffe in ausreichender Menge, kommt es darum ebenfalls zu einer gestörten Neubildung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Einen Mangel an Hämoglobin in den Blutkörperchen nennt man Anämie oder Blutarmut.

Medikamente: Antidepressiva

Es wird auch vermutet, dass ein RLS durch Antidepressiva wie z. B. Trizyklika (TZA) oder selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI) hervorgerufen werden kann oder sich die Symptome des RLS durch die Einnahme solcher Arzneien verschlimmern können.

Antidepressiva beeinflussen einen oder mehrere Transmitter wie Dopamin, Serotonin oder Noradrenalin und werden mit ihrer stimmungsaufhellenden, antriebssteigernden und angstlösenden Wirkung zur Behandlung und Prophylaxe von Depressionen, Panik- und Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und Zwängen eingesetzt. Die Arzneien wirken direkt auf unseren Gehirn-Stoffwechsel und können als Nebenwirkung Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen und ein RLS auslösen.

Neurologische Erkrankungen

Die seltene neurologische Erkrankung „Transverse Myelitis“ kommt ebenfalls zur Entstehung des RLS in Betracht. Es handelt sich dabei um eine Entzündung des zentralen Nervensystems. Je nachdem welche Ebene des Rückenmarks betroffen ist und wie stark die Myelinschicht der Nervenfasern oder die Nervenzellen selbst beschädigt sind, können verschiedene Symptome hervorgerufen werden, z. B. eine Muskelschwäche, Lähmungen, Empfindungsstörungen, Schmerzen durch die Nervenschädigung und auch unruhige Beine.

Eine sogenannte Polyneuropathie kommt ebenso als mögliche Ursache für das Restless-Legs-Syndrom infrage. Bei einer Polyneuropathie ist die Funktion mehrerer peripherer Nerven gestört. Periphere Nerven befinden sich außerhalb des Gehirns und durchziehen unseren gesamten Körper. Ihre Funktion kann in Folge vieler anderer Krankheiten gestört werden. Hierzu zählen z. B. Diabetes, Nährstoffmangel, Autoimmunerkrankungen, Infektionen, Medikamente oder Krebs.

Morbus Parkinson ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems und geht mit verschiedenen Bewegungsstörungen einher. Bewegungsverlangsamung, steife Muskeln, Zittern und auch unruhige Beine gehören zu den Symptomen, wenn bestimmte Nervenzellen im Gehirn absterben.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Es scheint auch einen Zusammenhang zwischen einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) und dem RLS zu geben. In einer Studie wurde festgestellt, dass Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion häufiger RLS-Symptome zeigten als Gesunde.

Eine Hypothyreose wird meist mit Hormonpräparaten behandelt, weil die Schilddrüse zu wenige Schilddrüsenhormone, Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), bildet. Ein Hormonmangel führt zu einer reduzierten Stoffwechselaktivität in unserem Körper und kann viele verschiedene psychische und körperliche Symptome auslösen. Dazu zählen unter anderem Eisenmangel, Anämie, Restless Legs und die Neigung zu Muskelkrämpfen in Ruhesituationen.

Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)

Patienten die unter einer Nierenschwäche leiden, können auch Restless Legs entwickeln. Das Syndrom wird von Medizinern dann als „urämisches RLS“ bezeichnet. Warum eine Nierenerkrankung zu einem RLS führen kann, ist nicht bekannt. Studien kamen aber zu dem Ergebnis, dass eine Verbesserung der Nierenfunktion auch zu einem Rückgang der RLS-Symptome führt.

Die wichtigsten Ursachen für unruhige Beine im Überblick:

  • Genetische Faktoren (familiäre Häufigkeit)
  • Störung des Dopamin-Stoffwechsels im Gehirn
  • Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel, Folsäuremangel
  • Medikamente, z. B. Antidepressiva
  • Neurologische Erkrankungen (Transverse Myelitis, Polyneuropathie, Parkinson-Krankheit)
  • Schilddrüsenerkrankungen (Hypothyreoiditis)
  • Fortgeschrittene Nierenerkrankungen (Niereninsuffizienz)

Restless-Legs-Syndrom: Symptome

Nach einem anstrengenden Tag freust Du Dich wahrscheinlich auf eine erholsame, geruhsame Nacht. Doch leider sind wieder einmal Deine Beine hellwach und rufen unangenehme Gefühle hervor. Die Ausprägung der RLS-Symptome sind von Patient zu Patient individuell verschieden. In den Waden und Oberschenkeln kann es zu Missempfindungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen, Reißen, Stechen und Ziehen kommen. Die zuckenden Beine fühlen sich angespannt an und ein ausgeprägter Bewegungsdrang plagt Betroffene. Charakteristisch für RLS sind auch nächtliche unwillkürliche Beinzuckungen, sogenannte Periodic Limb Movements.

Ein charakteristisches Merkmal der neurologischen Erkrankung ist eine kurzfristige Verbesserung der Beschwerden bei Bewegung. Betroffene stehen daher oft in der Nacht auf und laufen herum. Manchmal versuchen sie auch ihre Beschwerden mit Wechselduschen, Massagen oder Gymnastikübungen zu lindern.

Dauert die Erkrankung über einen längeren Zeitraum an, kann die RLS-Symptomatik bei einigen Patienten auch schon während des Tages beim Sitzen oder im Liegen auftreten. Grundsätzlich zeigen sich die Symptome aber meist abends und nachts zwischen 22:00 und 4:00 Uhr.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) definiert vier Hauptkriterien, die für das Restless-Legs-Syndrom sprechen:

  1. Unkontrollierbarer Bewegungsdrang in den Beinen mit Sensibilitätsstörungen (Missempfindungen) oder Schmerzen 
  2. Beschwerden treten hauptsächlich in Ruhe und bei Entspannung auf, z. B. im Liegen oder Sitzen
  3. Bewegung, körperliche Arbeit und Aktivität verbessern und unterbinden die Symptome für kurze Zeit
  4. Zirkadiane Rhythmusstörungen, z. B. Schlafstörungen durch das Auftreten der Symptome am Abend und in der Nacht

Restless-Legs-Syndrom: Gesundheitliche Folgen

Das Restless-Legs-Syndrom kann eine äußerst quälende Angelegenheit sein und den Alltag sowie die Lebensqualität von RLS-Patienten stark beeinträchtigen. Die häufigste Folgeerscheinung der Restless Legs sind Schlafstörungen. Sowohl das Einschlafen als auch das Durchschlafen kann gestört sein.

Typischerweise leiden Betroffene dann häufig unter Tagesschläfrigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit. Sie sind gereizt, vergesslich und unkonzentriert. Das birgt zudem das erhöhte Risiko für Unfälle im Haushalt, bei der Arbeit oder im Straßenverkehr. Gehören Schmerzen mit zum Erkrankungsbild, besteht eine erhöhte Gefahr, dass sich ein chronisches Schmerzsyndrom entwickeln kann.

Je nachdem, wie stark Patienten vom Restless-Legs-Syndrom betroffen sind und wie stark die Lebensqualität dadurch beeinträchtigt wird, können als eine schwere gesundheitliche Folge auch depressive Verstimmungen, eine Depression oder Angststörung, z. B. vor einem Jobverlust, auftreten.

Längeres Sitzen im Restaurant oder Kino, während langer Flugreisen oder beim Autofahren sind je nach Schweregrad teilweise kaum auszuhalten. Viele Betroffene mit RLS ziehen sich zurück und begeben sich in eine Art soziale Isolation. Sie nehmen an keinen Unternehmungen mehr teil, verlieren die Freude und Leichtigkeit im Leben.

Restless-Legs-Syndrom: Diagnose

Für eine richtige Behandlung des Restless-Legs-Syndroms ist es wichtig, die möglichen Ursachen bei einem Arzt abklären zu lassen. Die erste Anlaufstelle hierfür ist eine Hausarztpraxis. Liegt dann ein Verdacht auf ein RLS vor, wirst Du an eine Facharztpraxis der Neurologie überwiesen. Die Diagnose Restless-Legs-Syndrom stellt der Arzt aber nur dann, wenn die vier Hauptkriterien der DGN erfüllt sind (siehe unter dem Abschnitt Symptome).

Anamnese

Beim Erstgespräch (Anamnese) berichtest Du über unruhige Beine, mögliche Missempfindungen wie Kribbeln, Zucken, Zappeln und Schmerzen, die typischerweise abends und nachts auftreten oder von Deinen Schlafstörungen, die wahrscheinlich mit einer quälenden Tagesmüdigkeit einhergehen. Dann wird der Neurologe viele Fragen stellen, z. B. ob die unruhigen Beine auch bei Familienmitgliedern auftreten oder welche Medikamente Du möglicherweise einnimmst.

Labormedizinische Blutuntersuchung bei RLS 

Damit andere Erkrankungen als Ursache für Deine Symptome ausgeschlossen werden können, erfolgt eine labormedizinische Blutuntersuchung. Anhand des Blutbildes kann der Arzt Deine Nierenfunktion durch die Nierenwerte kontrollieren sowie die Schilddrüsenfunktion anhand der Schilddrüsenwerte. Auch wird durch eine Blutprobe ersichtlich, ob sich hinter dem RLS möglicherweise ein Eisen-, Folsäure- oder Vitamin B12-Mangel verbirgt.

Neurologische Untersuchung bei RLS 

Bei einer neurologischen Untersuchung wird die Nervenleitgeschwindigkeit mithilfe einer Elektroneurografie (ENG) und die Funktion und Kraft der Muskeln mittels einer Elektromyografie (EMG) gemessen. Die Untersuchungen sind wichtig, um andere neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Polyneuropathien auszuschließen.

L-Dopa-Test bei RLS

Der Verdacht auf das Restless-Legs-Syndrom (RLS) kann auch durch einen Test mit einer einmaligen Gabe des Medikaments L-Dopa bestätigt werden. Eine medikamentöse Behandlung mit L-Dopa kommt hauptsächlich im Rahmen einer Parkinson-Krankheit zum Einsatz. Grund für die L-Dopa-Therapie ist, dass ähnlich wie bei der Parkinson-Krankheit auch beim RLS eine Störung des Dopamin-Stoffwechsels im Gehirn vorliegen kann.

L-Dopa ist eine Vorstufe des Botenstoffs Dopamin. Anders als Dopamin kann L-Dopa die Blut-Hirn-Schranke passieren. Im Gehirn wird es dann zu Dopamin umgewandelt. Das Medikament soll dadurch die Beschwerden des RLS lindern können.

Beim L-Dopa-Test erhält der Patient eine Gabe L-Dopa, sobald die Beschwerden beginnen. Bessern sich die Symptome nach einer Gabe, deutet dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Restless-Legs-Syndrom hin. Tritt keine Besserung ein, spricht das allerdings auch nicht gegen ein RLS. Das konnte in wissenschaftlichen Untersuchungen festgestellt werden. Nur 90 Prozent der Patienten mit RLS sprechen sofort auf das Medikament an.

Schlaflabor bei RLS 

Bei einer unklaren Vorgeschichte oder einem erfolglosem L-Dopa-Test kann eine Untersuchung in einem Schlaflabor die Diagnose RLS möglicherweise bestätigen. Eine stationäre Polysomnographie (PSG) ist ein sehr aufwendiges Verfahren, dass zur Diagnose von Schlafstörungen eingesetzt wird. Dafür wirst Du komplett verkabelt und u. a. werden Deine Hirnströme, Beinbewegungen und die Atmung aufgezeichnet.

Die Ergebnisse aus der Analyse des Schlaflabors liefern wertvolle Informationen über Unterbrechungen des Schlafs, Atemaussetzer, organische Erkrankungen und periodische Beinbewegungen.

Restless-Legs-Syndrom: Therapie

Wurde bei Dir das Restless-Legs-Syndrom diagnostiziert, richtet sich der Fokus der Behandlung auf spezifische medikamentöse Therapien oder nicht-medikamentöse Behandlungen, z. B. während der Schwangerschaft. Eine wichtige zusätzliche Säule der RLS-Behandlung könnte auch eine begleitende Psychotherapie sein. Verbirgt sich hinter dem Restless-Legs-Syndrom eine andere Erkrankung, steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund und nicht das RLS.

Medikamentöse Behandlung

Ob Du eine Behandlung mit Medikamenten möchtest, ist immer eine sehr persönliche Entscheidung und hängt wiederum auch von der Intensität Deiner Beschwerden ab. Du solltest bei der Einnahme von Arzneien immer berücksichtigen, dass sie mit Nebenwirkungen einhergehen können. Bei der RLS-Therapie können folgende Medikamente eingesetzt werden: L-Dopa, Dopaminagonisten, Dopaminpflaster, Eisenpräparate, Antiepileptika und Opiate.

L-Dopa, Dopaminagonisten, Dopaminpflaster

Bei der primären Form des Restless-Legs-Syndroms kommt häufig eine sogenannte dopaminerge Therapie zum Einsatz. Es werden L-Dopa-Präparate, Dopamin-Agonisten oder Dopaminpflaster eingesetzt, die auch bei der Therapie des Parkinson-Syndroms Anwendung finden. Parkinson-Medikamente werden jedoch im Vergleich zur RLS-Therapie in einer viel höheren Dosis verabreicht. Laut DGN ist die dopaminerge Therapie nicht nur bei Morbus Parkinson, sondern auch beim Restless-Legs-Syndrom die Behandlung erster Wahl.

Medikamente mit dem Wirkstoff L-Dopa (Levodopa) liefern dem Gehirn eine Dopamin-Vorstufe, die es bei Bedarf in Dopamin umwandeln kann. Bei vielen Betroffenen lassen schon nach der ersten Gabe von L-Dopa die Beschwerden nach.

Wenn es während der medikamentösen Behandlung mit L-Dopa und Dopamin-Agonisten zu einer anhaltenden Verschlechterung der Symptomatik kommt, sprechen Mediziner von einer sogenannten Augmentation. Diese Nebenwirkung tritt bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen auf.

Antiepileptika und Opioide

Wirken L-Dopa und Dopamin-Agonisten nicht ausreichend oder verträgst Du die Arzneien nicht, stehen Dir beim primären RLS auch Alternativen wie Antiepileptika (Medikamente gegen Krampfanfälle) und Opioide (starke Schmerzmittel) für die Behandlung zur Verfügung.

Antiepileptika kommen eigentlich bei der neurologischen Erkrankung Epilepsie mit Krampfanfällen zum Einsatz. Da bei einem schweren RLS aber auch wiederkehrende Muskelkrämpfe in der Nacht auftreten können, können Antiepileptika auch die RLS Symptomatik verbessern.

Opioide sind starke Schmerzmittel, die über Endorphin-Rezeptoren im Gehirn wirken. Auch sie stillen starke Schmerzen und beruhigen den gesamten Organismus. Eine Überdosierung kann allerdings schnell gefährlich werden, weil es u. a. zu einer Hemmung des Atemzentrums kommen kann.

Folsäure-, Vitamin-B12- und Eisenpräparate

Mit verantwortlich für ein Restless-Legs-Syndrom kann auch ein Eisenmangel mit einem niedrigen Ferritin-Wert im Blut (< 75 ml/L) sein. Die Einnahme von Eisenpräparaten und eine eisenreiche Ernährung zur Unterstützung können den Mangel ausgleichen und beheben. Auch Folsäure und Vitamin-B12 können substituiert werden, sollte ein Mangel ursächlich für die Beschwerden sein.

Nicht-medikamentöse Behandlung

Sind die RLS-Symptome nur wenig ausgeprägt, kann oft schon eine Änderung der Lebensweise dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern. Als besonders hilfreich wird eine gute Schlafhygiene mit regelmäßigen Schlafenszeiten und einer optimalen Schlafumgebung angesehen. Tipps für eine gesunde Schlafhygiene bekommst Du in diesem Artikel.

Des Weiteren könnten folgende unterstützende Maßnahmen hilfreich sein, um die Symptome des RLS zu lindern:

  • Physikalische Maßnahmen, z. B. Kälteanwendungen, kühlende Gele, Massagen und Bäder.
  • Bürstenmassagen zur Anregung der Durchblutung. Mit einer Trockenbürste die Waden und Oberschenkel immer in Richtung Herz massieren. Eine gute Durchblutung soll den Bewegungsdrang lindern.
  • Sportliche Betätigung am Tag und auf keinen Fall am Abend.
  • Ablenkung von den ruhelosen Beinen, indem Du einer Beschäftigung mit den Händen nachgehst, z. B. Basteln, Handarbeiten, Lesen oder Spielen.

Psychotherapie bei Folgen durch das Restless-Legs-Syndrom

Eine Psychotherapie kann zwar das RLS selbst nicht lindern oder heilen, dafür aber hilfreich bei der Alltagsbewältigung und dem Umgang mit der Erkrankung sein. Auch wäre eine psychotherapeutische Behandlung empfehlenswert, wenn Du unter gesundheitlichen Folgen wie Depressionen oder Ängsten leidest.

RLS-Therapie für Schwangere

Die gute Nachricht vorweg: Das ungeborene Kind leidet nicht unter dem Restless-Legs-Syndrom der Mutter. Die Tatsache ist schon einmal sehr beruhigend. Die Behandlung des Restless-Legs-Syndroms während einer Schwangerschaft kann sich aber als schwierig gestalten, weil von einer medikamentösen Therapie abgeraten wird, um das ungeborene Kind nicht zu gefährden. Sollte aber ein Nährstoffmangel vorliegen, kann der Arzt Nahrungsergänzungsmittel verschreiben.

Im Vordergrund der Behandlung stehen z. B. leichte Bewegung wie regelmäßige Spaziergänge, Entspannungsübungen (Yoga, Meditation) oder ein warmes, beruhigendes Bad vor der Nachtruhe sowie alle anderen nicht-medikamentösen Maßnahmen und Tipps für den Alltag, die zur Linderung der Beschwerden beitragen können.

Kältekammer-Therapie

Kalte Anwendungen sollen dazu beitragen, dass die Beschwerden des RLS nachlassen. In einer Studie wurde die Wirkung einer Behandlung in einer Kältekammer untersucht. Dabei setzten sich Patienten für drei Minuten einer extrem kalten Temperatur aus. Eine Linderung der unruhigen Beine konnte nach einer zehnmaligen Ganzkörperbehandlung bei -60° Celsius oder auch bei einer lokalen Behandlung bei -17° Celsius über zwei Wochen bestätigt werden. In vielen Fällen ließen die Zuckungen nach und Betroffene konnten einen erholsameren Schlaf genießen.

Restless-Legs-Syndrom: Tipps für den Alltag

Was kannst Du noch im Alltag selbst unternehmen, damit die Beschwerden im Idealfall aufhören oder zumindest gelindert werden?

Folgende Maßnahmen können hilfreich sein:  

  • Entspannungstechniken lernen, z. B. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga, Meditation.
  • Leichte Gymnastikübungen, Massagen und Dehnübungen bei ruhelosen Beinen.
  • Magnesium zuführen, um die Beinmuskeln möglicherweise zu beruhigen und entspannen, z. B. 150 bis 300 mg Magnesium als Kapsel.
  • Genussmittel reduzieren und auf Alkohol, Nikotin oder Kaffee ein paar Stunden vor dem Zubettgehen verzichten.

Selbsthilfegruppen für den Austausch

Für viele RLS-Betroffene ist der Austausch mit anderen Menschen wichtig. Das Wissen darum, mit der Erkrankung nicht allein zu sein, tut manchmal einfach gut. In Selbsthilfegruppen werden Tipps für die Behandlung ausgetauscht oder über persönliche Erfahrungen mit RLS berichtet. Wo Du eine Selbsthilfegruppe in Deiner Nähe finden kannst, erfährst Du z. B. auf der Internetseite der Deutschen Restless Legs Vereinigung unter http://www.restless-legs.org/.

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