Verschwitzte Nächte im Hochsommer dürften wohl fast jedem von uns bekannt sein. Der Übeltäter für den nassen Pyjama ist schnell überführt: Die Temperaturen sind einfach zu heiß und unsere Schweißdrüsen arbeiten auf Hochtouren. Was aber hat es zu bedeuten, wenn die Ursache für die nächtlichen Schwitzattacken nicht so eindeutig auszumachen ist? Wann deutet Nachtschweiß auf ein gesundheitliches Problem hin?
Starker Nachtschweiß ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch unseren Schlaf erheblich stören. Oft stecken harmlose Gründe dahinter, die sich in Eigenregie meistens gut behandeln lassen. Manchmal können sich aber auch ernsthafte Erkrankungen dahinter verbergen, die eine medizinische Diagnose und Behandlung nötig machen.
Hier erfährst Du alles rund um das Thema Nachtschweiß. Warum wir überhaupt schwitzen, was als normal gilt und was auf eine ernstere Beschwerde hindeutet, welche Ursachen in Frage kommen und welche Therapien und Tipps eingesetzt werden können, um die nächtlichen Schweißausbrüche zu stoppen.
Was ist Nachtschweiß?
Schwitzen wir über einen längeren Zeitraum regelmäßig in der Nacht sehr stark und durchnässen manchmal auch den Schlafanzug und die Bettwäsche, sprechen Mediziner*innen von einer nächtlichen Hyperhidrose. Durch die unangenehme Nässe erwachen Betroffene nachts und müssen sich erst einmal trockene Kleidung überziehen oder in besonders schweren Fällen duschen und die Bettwäsche wechseln, um weiterschlafen zu können.
Der Schlaf ist in der Nacht durch die übermäßige Schweißproduktion unterbrochen und Betroffene fühlen sich am nächsten Morgen gerädert, unausgeschlafen und erschöpft. Hält der Zustand über eine längere Zeit an, können Schlafstörungen (Insomnien) die Folge sein.
Nachtschweiß unterscheidet sich von anderen Störungen der übermäßigen Schweißbildung, die eher durch Schweißausbrüche am Tage charakterisiert sind. Am Tag fließt der Schweiß an bestimmten Körperteilen oder am gesamten Körper und ist oft an bestimmte Situationen gebunden, z.B. wenn wir aufgeregt sind.
Aufgaben des Schweißes: Warum schwitzen wir eigentlich?
Wenn die Hitze im Sommer zuschlägt, wir uns körperlich anstrengen, aufgeregt sind, zu scharf gegessen oder Fieber haben, fließt der Schweiß und das ist auch gut so. Zunächst einmal ist die Schweißbildung nämlich ein ganz natürlicher, lebensnotwendiger Vorgang, der die Temperatur im Körperinneren stabilisiert und ausgleicht.
Darüber hinaus scheiden wir mit dem Schweiß Stoffwechselendprodukte aus und durch das saure Sekret der Schweißdrüsen wird unser Säureschutzmantel gebildet, der wiederum das Keimwachstum auf der Haut verhindert.
Durch Schwitzen wird überschüssige Wärme nach außen abgegeben, damit unsere Organe kontinuierlich weiterarbeiten können. Die natürliche Wärmeregulierung unseres Körpers ist täglich 24 Stunden im Einsatz und eine gewisse Schweißproduktion in der Nacht ist daher ganz normal, z.B. bei zu hohen Temperaturen im Schlafzimmer.
Das nächtliche Schwitzen bemerken wir normalerweise auch gar nicht, sondern erst, wenn uns das kalte, feuchtklamme Nachthemd aus dem Schlaf reißt.
Auch unserer Stoffwechsel produziert unter Normalbedingungen permanent Wärme, die wir über die Atemluft und durch Verdunstung über die Haut abgeben. Pro Tag können bis zu einem Liter Flüssigkeit ausgeschwitzt werden. Steigen zusätzlich die Temperaturen, sind wir körperlich aktiv oder nehmen wir Alkohol, Medikamente oder scharfe Gewürze ein, heizt sich der Körper weiter auf, weil mehr Energie verbrannt wird. Damit steigt auch der Flüssigkeitsverlust, weil wir schwitzen.
Das Vegetative Nervensystem reguliert die Schweißbildung
Hinter der Schweißproduktion verbirgt sich der Sympathikus des vegetativen Nervensystems, das unwillkürlich ablaufende Körperfunktionen wie unsere Körpertemperatur, den Tag-Nacht-Rhythmus und den Schlaf regelt. Es steuert auch die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, beschleunigt den Herzschlag und verengt die Blutgefäße.
Immer wenn die Körpertemperatur ansteigt, sorgen etwa zwei Millionen Schweißdrüsen in der Haut für die Schweißbildung und damit für die Abkühlung des Körpers. Durch die Wärmebildung sendet das Regulationszentrum im Gehirn über vegetative Fasern Impulse an die Drüsen und regt so die Sekretion an.
Woraus besteht die Flüssigkeit Schweiß?
Im Schweiß enthalten sind neben Wasser, Salzen, Harnstoff, Harnsäure, Aminosäuren, Zucker und Mineralstoffen wie Magnesium und Kalzium auch Stoffe unseres Immunsystems, die uns vor Erregern wie Bakterien und Pilzen oder anderen Giftstoffen auf der Haut schützen.
Wer stark schwitzt, sollte deshalb auch immer daran denken, dass diese wichtigen Stoffe durch den Flüssigkeitsverlust verloren gehen und sollte sich daher mit ausreichend mineralstoffreichem Wasser versorgen.
Nachtschweiß: Symptome
Übermäßiges Schwitzen in der Nacht kann hinsichtlich der Intensität ganz individuell ausgeprägt sein. Einige bemerken nur einen leichten Schweißfilm auf der Haut, andere wachen auf, weil der Schlafanzug und die Bettwäsche klitschnass sind. Erst kommt der Schweiß, dann frieren Betroffene und wachen auf, ziehen sich frische Kleidung über oder wechseln die Bettwäsche und versuchen weiterzuschlafen.
Wird der Schlaf über mehrere Wochen durch Nachtschweiß immer wieder unterbrochen, wirkt sich das insgesamt auf die Schlafqualität aus. In der Folge entstehen Schlafstörungen, die wiederum mit Tagesmüdigkeit, Erschöpfung, Konzentrations- und Leistungsschwäche einhergehen und die Lebensqualität deutlich einschränken können.
Wer die Nacht durchschwitzt, hat am Tag mit Schwitzen meistens keine Probleme, bis dann die nächste Nacht anbricht.
Nachtschweiß: Wann solltest Du zum Arzt gehen?
Der Übergang zwischen normaler Schweißabsonderung und übermäßigem Schwitzen ist im wahrsten Sinne des Wortes fließend. Aufmerksam solltest Du aber werden, wenn Nachtschweiß plötzlich oder wiederholt auftritt und Du keine konkreten Auslöser wie z.B. eine erhöhte Zimmertemperatur, Fieber, Alkohol oder scharf gewürzte Speisen ausmachen kannst.
Auch wenn Du über eine längere Zeit von drei bis vier Wochen in der Nacht so stark schwitzt, dass Pyjama, Bettwäsche und Laken durchnässt sind und Du dadurch ständig aus dem Schlaf gerissen wirst, solltest Du die Ursachen für die übermäßige, unkontrollierbare Schweißbildung abklären lassen.
Werden die häufigen, heftigen Schweißausbrüche in der Nacht von Fieber, Schmerzen, Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit und ungewolltem Gewichtsverlust begleitet, solltest Du ebenfalls einen Arzt zur Abklärung der Ursache aufsuchen.
Das Trio Nachtschweiß, Fieber und ein ungewollter Gewichtsverlust werden von Mediziner*innen auch als sogenannte B-Symptomatik bezeichnet. Treten diese gemeinsam auf, könnte es ein frühes Anzeichen für eine Krebserkrankung sein. Darüber hinaus solltest Du bei diesen Symptomen einen Notarzt rufen:
- Schweißausbrüche mit Unruhe und Bewusstseinstrübung bei Diabetes
- Plötzlicher Schweißausbruch mit Schwindel und Ohnmacht, die länger als eine Minute anhält oder häufiger auftritt
- Schock mit kaltem Schweiß, kühler Haut, Zittern, Unruhe und Angst
Welcher Arzt oder welche Ärztin ist eigentlich zuständig bei dem Symptom Nachtschweiß? Zunächst wirst Du wahrscheinlich erst Deinen Hausarzt oder Deine Hausärztin aufsuchen, die nach einer möglichen Verdachtsdiagnose Dich aber an Fachärzt*innen überwiesen könnten. Für eine Diagnose könnten dann folgende Praxen in Frage kommen:
- Internist*innen
- Neurolog*innen
- Kardiolog*innen
- Endokrinolog*innen
- Psycholog*innen /Psychotherapeut*innen
- Onkolog*innen
Nachtschweiß: Ursachen
Es gibt eine Vielzahl an Ursachen, die mit dem Allgemeinsymptom Nachtschweiß in Verbindung stehen. In den meisten Fällen sind die Ursachen harmlos, aber es können auch verschiedene ernste Erkrankungen, hormonelle Veränderungen und Faktoren wie ein ungesunder Lebensstil, seelische Belastungen oder ungünstige Schlafbedingungen für das nächtliche Nass verantwortlich sein.
Auf der Suche nach den Gründen der nächtlichen Hyperhidrose spielen die Begleitsymptome eine besonders wichtige Rolle. Sie weisen letztendlich auf eine mögliche Erkrankung hin, die ursächlich für das starke Schwitzen sein könnte.
Krankhafte Formen der Hyperhidrose
Von einer idiopathischen oder primären Hyperhidrose sprechen Mediziner*innen, wenn keine Ursache für die übermäßige Schweißproduktion festgestellt werden kann und die Schweißdrüsen unabhängig von anderen Erkrankungen aus unerklärlicherweise zu viel Schweiß produzieren. Es wird vermutet, dass dann der Sympathikus des vegetativen Nervensystems überaktiv ist.
In der Regel manifestiert sich die primäre Form im Kindes- und Jugendalter mit Beginn der Pubertät. Die Schwitzattacken treten aber eher am Tag und bevorzugt an Stirn, Achseln, Händen und Füßen auf. Als Auslöser werden psychische Faktoren wie Angst oder Stress in Betracht gezogen.
Bei der sekundären Hyperhidrose hingegen tritt das übermäßige Schwitzen meistens als Begleiterscheinung anderer Grunderkrankungen, aufgrund von ungünstigen Schlafbedingungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten auf.
Mögliche Ursachen und Auslöser für Nachtschweiß im Überblick:
- Ungeeignete Schlafbedingungen
- Ungesunder Lebensstil (Genussmittel, Stress, Ernährung)
- Nebenwirkung von Medikamenten
- Fieber
- Infektionskrankheiten
- Hormonelle Veränderungen und Stoffwechselerkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
- Krebserkrankungen
- Neurologische Erkrankungen
- Psychische Belastungen und Erkrankungen
Ungeeignete Schlafbedingungen
Die ideale Zimmertemperatur zum Schlafen beträgt um 18° Celsius. Zu warme Temperaturen im Sommer oder eine zu warme Heizungsluft im Winter, eine zu dicke (warme) Bettdecke oder ein Pyjama aus synthetischen Stoffen können die Schlafqualität negativ beeinflussen und auch die Schweißdrüsen anregen, vermehrt Schweiß zu produzieren.
Ungünstige Schlafbedingungen zählen zu den harmlosen Ursachen von Nachtschweiß und lassen sich leicht verändern. Hierzu zählen:
- Zu hohe Temperatur im Schlafzimmer
- Zu warme Bettdecke, falsche Matratze
- Nachtwäsche aus synthetischen Stoffen
- Zu hohe Luftfeuchtigkeit
Ungesunder Lebensstil (Genussmittel, Ernährung, Übergewicht)
Schwitzt Du häufiger mal in der Nacht und wachst Du dann auch nachts in einem verschwitzten und durchnässten Schlafanzug auf, könnte es hilfreich sein, die eigene Lebensweise genauer unter die Lupe zu nehmen.
Hinter nächtlichem Schwitzen verbergen sich meistens harmlose Ursachen bzw. Auslöser, z.B. schwere und scharfe Speisen, die Du besonders gerne abends isst oder wenn Du regelmäßig zu viel Alkohol zum Feierabend genießt.
Schwitzen in der Nacht kann auch durch ein starkes Übergewicht (Adipositas) begünstigt werden, weil bei Übergewicht ein vermehrtes Unterfettgewebe die Wärmeregulation stören kann. Oft wird die Schweißproduktion bei übergewichtigen Menschen auch schon bei kleinen Anstrengungen angeregt.
Neben starken Schwitzen am Tag und in der Nacht können außerdem Symptome wie Gelenkschmerzen, Kurzatmigkeit und eine reduzierte Leistungsfähigkeit auftreten. Bei Nachtschweiß überprüfe daher auch folgende mögliche Auslöser:
- Genussmittel wie Alkohol, Nikotin, Koffein
- Scharf gewürzte Speisen
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
Nebenwirkung von Medikamenten
Nehmen wir regelmäßig bestimmte Medikamente ein, die das vegetative Nervensystem (Sympathikus, Parasympathikus) beeinflussen, können sie mit unangenehmen Nebenwirkungen wie übermäßigem Schwitzen in der Nacht einhergehen. Die Arzneien wirken auf den Stoffwechsel oder senken die Körpertemperatur. Manchmal tritt Nachtschweiß als Nebenwirkung auch nur zu Beginn der Einnahme auf.
Können die auslösenden Arzneien nach Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin abgesetzt, durch Alternativen ersetzt oder die Dosierung verändert werden, lassen oft auch die nächtlichen Schweißausbrüche nach. Mit Tipps für den Alltag kannst Du außerdem versuchen, die Nebenwirkung in den Griff zu bekommen.
Folgende Medikamente können zu einer vermehrten Schweißbildung in der Nacht und am Tage führen:
- Antidepressiva
- Neuroleptika zur Behandlung von psychischen Erkrankungen
- Betablocker (Herz-Kreislauf-Medikamente)
- Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin)
- Blutzuckersenkende Arzneimittel
- Fiebersenkende Mittel
- Medikamente gegen Asthma, Bronchitis
- Augentropfen beim grünen Star (Glaukom)
- Zytostatika im Rahmen einer Chemotherapie (Brustkrebs oder Prostatakrebs)
- Hormonpräparate (Schilddrüse)
- Kortison
Fieber
Dringen Krankheitserreger in unseren Körper ein, steigt im Zuge der Abwehrreaktion unsere Körpertemperatur an. Bei mehr als 38° Celsius sprechen Mediziner*innen von Fieber. Typische Begleitsymptome sind dann eine eher kalte, trockene Haut, Schüttelfrost mit anschließendem starkem Schwitzen, geröteter und warmer Haut.
Dieser typische, plötzliche Wechsel von Kälte und Schweißausbrüchen könnte auf einen grippalen Infekt oder auf eine andere Infektion hinweisen.
Das Schwitzen ist in dem Fall eine erwünschte körperliche Reaktion, um das Fieber zu senken. Oft signalisiert ein Schweißausbruch eine Besserung der Erkrankung. Nach einem durchgemachten Infekt normalisiert sich auch sie Schweißproduktion wieder.
Infektionskrankheiten
Infektionskrankheiten gehen in der Regel mit einem Anstieg der Körpertemperatur einher, weil unser Immunsystem beim Eindringen von Bakterien oder Viren aktiviert wird. Die ansteigende Körpertemperatur sorgt dann in der Folge u.a. für die Schweißausbrüche in der Nacht.
Bei einigen chronischen Infektionen kann es passieren, dass das Immunsystem dauerhaft gefordert wird und Betroffene unter einer permanenten erhöhten Körpertemperatur, Abgeschlagenheit und eingeschränkter Leistungsfähigkeit leiden.
Typische Infektionskrankheiten, die zu Nachtschweiß führen, sind:
- Grippe (Influenza, Virus-Grippe)
- Herzinnenhautentzündung (Endokarditis)
- Tuberkulose (TBC)
- Lyme-Borreliose
- Pfeiffersches Drüsenfieber
- HIV-Infektion, Aids
- Malaria
Hormonelle Veränderungen und Stoffwechselerkrankungen
Unsere Hormone haben einen großen Einfluss auf die Körpertemperatur. Störungen und Veränderungen im Hormonsystem können daher häufig mit einer erhöhten Schweißproduktion in der Nacht oder am Tag einhergehen. Werden die Beschwerden behandelt, verschwinden die Schweißausbrüche in der Nacht wieder.
Viele Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden, können neben Schlafstörungen auch ein Lied von unkontrollierbaren Hitzewallungen und Schweißausbrüchen singen. Verantwortlich dafür sind die Veränderungen im Hormonhaushalt von Östrogenen und Progesteron.
Aber auch hormonelle Schwankungen während der Schwangerschaft und im Wochenbett können ebenfalls Schweißausbrüche bedingen. Ist die hormonelle Umstellung überstanden, gehören die Schweißausbrüche meistens wieder der Vergangenheit an.
Bei einer erhöhten Produktion von Schilddrüsenhormonen bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kann es auch zu übermäßigen Schweißausbrüchen kommen, die häufig von Nervosität, Reizbarkeit, Zittern der Hände und Gewichtverlust (trotz Appetit) begleitet werden.
Bei Diabetikern stehen die Schweißausbrüche oft mit einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) in Zusammenhang. Begleitsymptome können dann außerdem Unruhe, Heißhunger, Herzklopfen, Zittern und Benommenheit sein. Achten Diabetiker*innen gut auf den Blutzuckerspiegel, auf eine regelmäßige Nahrungsaufnahme, auf die richtige Dosierung der Medikamente, kann eine Unterzuckerung mit Schweißausbrüchen verhindert werden.
Hormonelle Störungen und Veränderungen, die mit nächtlichem Schwitzen einhergehen können, sind:
- Wechseljahre
- Schwangerschaft, Wochenbett
- Diabetes mellitus
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Blutdruckabfall (orthostatische Dysregulation) bei Lagewechsel oder Ohnmacht (Synkope) sind weitere Beschwerden, die zu einer vermehrten Schweißsekretion führen können.
Herz-Kreislauf-Beschwerden können von Schwäche, Schwindel, Schweißausbrüchen, Blässe, Ohrensausen, Blutdruckabfall, Herzklopfen, Herzrasen und Kurzatmigkeit begleitet werden.
Hält eine Ohnmacht länger als eine Minute an, ist das ein wichtiges Zeichen, den Notarzt (112) zu rufen. Nachtschweiß kann bei diesen Herz-Kreislaufbeschwerden auftreten:
- Blutdruckabfall
- Ohnmacht
- Herzrhythmusstörungen
- Herzschwäche
Autoimmunerkrankungen
Bei Autoimmunerkrankungen richtet sich das Immunsystem gegen Zellen des eigenen Körpers und ruft an den betroffenen Stellen Entzündungen hervor. Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sind oft die Gelenke betroffen. Später gehen die Entzündungen dann auf innere Organe wie die Lunge, Leber oder das Herz über oder es entstehen Entzündungen der Gefäße.
Fehlgeleitete Immunreaktionen können in der Folge mit Nachtschweiß, Erschöpfung, Steifheit der Gelenke, kleinen Knötchen an der Haut, Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündungen und einer reduzierten Leistungsfähigkeit einhergehen, wie z.B. bei:
- Rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis)
- Lupus erythematodes
- Granulomatose mit Polyangiitis (Wegener-Granulomatose)
- Arteriitis cranialis (Riesenzellarteriitis)
- Polymyalgia rheumatica
Krebserkrankungen
Die Hyperhidrose in der Nacht gehört neben Gewichtsverlust und Fieber zu der sogenannten B-Symptomatik bei Krebserkrankungen. Nachtschweiß in diesem Zusammenhang als frühes Anzeichen für Krebsarten ist aber eher selten. Trotzdem könnten sich bösartige Geschwüre wie z.B. bei Leukämie oder Lymphdrüsenkrebs dahinter verbergen, die häufig von generellen Schweißausbrüchen und Nachtschweiß, von Abgeschlagenheit, geschwollenen Lymphknoten, Fieberschübe, Gewichtsverlust und Leistungseinbußen begleitet werden.
Tumorerkrankungen, die häufig mit Nachtschweiß einhergehen:
- Lymphome (Hodgkin-Lymphom, Non-Hodgkin-Lymphom)
- Leukämie
- Myelofibrose (seltene Erkrankung des Knochenmarks)
Neurologische Erkrankungen
Nächtliches Schwitzen und eine reduzierte Hitzetoleranz können die ersten Symptome der neurologischen Parkinson-Krankheit sein oder bei einer Querschnittlähmung auftreten. Das starke Schwitzen erscheint dann meist aufgrund von gestörten Nervenimpulsen, die vom zentralen Nervensystem im Gehirn oder vom Rückenmark gesteuert werden.
Auch nach Schlaganfällen können Menschen manchmal ein verstärktes Schwitzen in der Nacht zeigen. Der Schweiß kann mitunter nur auf einer Körperseite auftreten. Neurologische Erkrankungen mit Nachtschweiß sind:
- Morbus Parkinson
- Querschnittslähmung
- Schlaganfall
Psychische Belastungen und Erkrankungen
Stress und seelische Erschöpfung können u.a. starkes Schwitzen in der Nacht auslösen, weil eine innere Unruhe auch nachts weiter ihr Unwesen treibt und zu Schweißausbrüchen führen kann. Wenn unsere Psyche einfach nicht zur Ruhe kommt, steht der Körper unter permanenter Anspannung und schüttet vermehrt Stresshormone aus.
Psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Panikattacken oder ein Burnout-Syndrom rufen ebenfalls nächtliches Schwitzen hervor. Darüber hinaus können sich psychische Belastungen auch körperlich manifestieren. Mediziner*innen sprechen dann von psychosomatischen Erkrankungen. Möglicherweise treten dann zusätzlich Symptome wie z.B. Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und Bauchschmerzen, Nervosität und körperliche Erschöpfung auf.
Menschen, die süchtig nach Alkohol oder anderen Drogen und auf Entzug sind, schwitzen häufig sehr stark. Das Schwitzen wird meistens von Herzklopfen, Kopfschmerzen, Zittern und einer erhöhten Nervosität begleitet. In der Regel verschwinden die Schweißausbrüche wieder, wenn z.B. Alkoholiker*innen trocken sind.
Folgende psychische Beschwerden und Erkrankungen können Nachtschweiß als Symptom haben:
- Burnout-Syndrom
- Ängste, Angststörungen
- Panikattacken
- Schlafstörungen
- Stress, chronischer Stress
- Albträume
- Entzugssyndrom (Alkohol, Drogen)
Nachtschweiß: Diagnose
Deine erste Anlaufstelle wird wahrscheinlich der Hausarzt oder die Hausärztin sein. Im ausführlichen Erstgespräch, der sogenannten Anamnese, erzählst Du zunächst von Deinen Beschwerden. Dann geht die Spurensuche los. Dazu gehören z.B. Fragen nach der Häufigkeit und Intensität der nächtlichen Schweißattacken, in welchen Situationen sie eventuell noch auftreten und ob weitere Symptome den Nachtschweiß begleiten.
Auch Faktoren wie die Einnahme von Medikamenten und Dein Lebensstil spielen bei der Diagnose eine wichtige Rolle. Anhand der Fragen und Antworten können die Behandler*innen die möglichen Ursachen für den Nachtschweiß besser einordnen und eine Verdachtsdiagnose stellen.
Blutprobe
Zu der körperlichen Untersuchung gehört eine Blutentnahme zur Bestimmung der Schilddrüsen- und Geschlechtshormone (Wechseljahre), des Blutzuckers (Diabetes) und zur Überprüfung, ob eine Blutarmut, Leukämie, rheumatische Erkrankungen oder Infektionen vorliegen.
Ultraschall (Sonografie)
Als bildgebendes Verfahren kommt zunächst eine Ultraschall-Untersuchung der Schilddrüse zum Einsatz, um Veränderungen in dem kleinen Organ in der Halsregion zu überprüfen. Hegt der behandelnde Arzt oder die Ärztin den Verdacht, es könnten sich hinter dem Nachtschweiß auch Lymphdrüsenkrebs oder eine Herzschwäche verbergen, werden eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt.
Untersuchungen des Knochenmarks und Elektrokardiografie (EKG)
Des Weiteren könnten zur Abklärung der Ursachen weitere Untersuchungen bei entsprechenden Fachärzt*innen und Spezialist*innen nötig werden. Dazu wirst Du eventuell in eine Facharztpraxis für innere Medizin (Internist), für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen (Endokrinologie), für Blut- und Krebserkrankungen (Hämatologie, Onkologie) oder für Nervenerkrankungen (Neurologie) überwiesen.
Je nach Verdachtsdiagnose können dann weitere diagnostische Untersuchungen anstehen, wie z.B. eine Knochenmarkpunktion oder Knochenmarkbiopsie bei einer möglichen Leukämie oder Lymphdrüsenkrebs; eine Elektrokardiografie (EKG) bei Herzrhythmusstörungen. Auch neurologische Untersuchungen wie Funktionsprüfungen der Nervenbahnen können zum Einsatz kommen, um eine Krankheit wie Morbus Parkinson auszuschließen.
Überweisung zur Psychotherapie
Stehen psychische Beschwerden wie Stress, Burnout-Syndrom oder Angststörungen im Vordergrund, wird Dir wahrscheinlich eine psychotherapeutische Behandlung empfohlen, für die Du ebenfalls eine Überweisung erhalten wirst.
Nachtschweiß: Therapie
Für Nachtschweiß können viele verschiedene Ursachen und Faktoren verantwortlich sein. Konnten Gründe gefunden werden, steht die Behandlung der Grunderkrankung oder das Vermeiden der Auslöser im Vordergrund. Sobald die Störungen ausgeschaltet werden, verschwinden in der Regel die nächtlichen Schweißausbrüche auch wieder.
Hausgemachte, harmlose Ursachen können meistens mit einer Umstellung der Ernährung oder Lebensweise behoben werden (siehe auch „Tipps für den Alltag“ am Ende des Artikels). Welche Behandlungen sind aber bei Menschen mit Nachtschweiß hilfreich?
Medikamentöse Therapie
Bei hormonellen Störungen oder Veränderungen können entsprechende Hormonen substituiert werden. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion lässt sich damit der Hormonhaushalt wieder ausgleichen und das vermehrte Schwitzen sowie andere Symptome der Störung gehören der Vergangenheit an.
Sind die Schweißausbrüche während der Wechseljahre sehr ausgeprägt und ist dadurch die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt, könnten Frauen auch entsprechende Mittel einnehmen, um den Mangel der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron auszugleichen. Ein Mangel an Östrogen sorgt nämlich für einen Anstieg der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und damit für die Schweißausbrüche.
Ursächlich für vermehrtes Schwitzen können aber auch Medikamente und deren Nebenwirkungen sein. In dem Fall sollten die Arzneimittel sowie die Dosierung überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht oder angepasst werden.
Medikamente, die gegen eine Hyperhidrose wirken, sind:
- Anticholinergika hemmen die Wirkung von Acetylcholin, einem Überträgerstoff im Gehirn, der für die Schweißbildung und Ausschüttung verantwortlich ist.
- Antitransspirantien (Schweißhemmer) sorgen dafür, dass die Aktivität der Schweißdrüsen gehemmt wird. Für die Wirkung sorgen meistens Aluminiumsalze. Diese stecken darum oft auch in Deodorants, Cremes und Pulver.
- Antihidrotika finden bei einer primären Hyperhidrose (beim idiopathischen Nachtschweiß) Anwendung, also wenn keine Ursache für die nächtlichen Schweißausbrüche ausfindig gemacht werden konnte. Bei der Einnahme können allerdings schnell Nebenwirkungen auftreten und Antihidrotika gelten auch nur als mäßig wirksam.
- Psychopharmaka, Sedativa (Beruhigungsmittel) können zum Einsatz kommen, wenn psychische Beschwerden (Ängste, Panikattacken) und innere Unruhe Nachtschweiß hervorrufen.
- Botulinumtoxin (Botox) auch als Bakteriengift gegen Falten bekannt, kann auch in die Achselhöhlen injiziert werden und die Schweißsekretion hemmen. Die Injektion ist sehr schmerzhaft und wird nur bei schweren Formen der Hyperhidrose eingesetzt.
Operative Eingriffe
Operationen kommen bei Hyperhidrose erst zum Einsatz, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und ein erwünschter Erfolg ausbleibt. Im Rahmen eines operativen Eingriffs können die Schweißdrüsen in den Achselhöhlen entfernt werden. Das geschieht entweder durch Ausschneiden (Exzision) oder durch Auskratzen (Kürettage).
Entspannungsmethoden
Bei chronischem Stress und psychischen Belastungen, die mit einer inneren Unruhe einhergehen, könnten Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Yoga, die Progressive Muskelentspannung, Achtsamkeit und Meditationen hilfreich sein und für ein Ende der nächtlichen Schwitzattacken sorgen.
Kurse für Stressmanagement und Entspannungsverfahren werden in verschiedenen Einrichtungen, Sportvereinen, Fitnessclub oder in der Volkshochschule angeboten.
Psychotherapie
Bei psychischen Erkrankungen wie z. B. Angststörungen, Panikattacken, Burnout-Syndrom steht eher eine Psychotherapie, z. B. eine Verhaltenstherapie im Vordergrund. Damit sollen Verhaltensweisen und Einstellungen untersucht und nach Möglichkeit so geändert werden, dass die Beschwerden nicht mehr auftreten. Manchmal wird auch die Einnahme von Antidepressiva nötig, die allerdings Nachtschweiß als Nebenwirkung hervorrufen können.
Nachtschweiß: Tipps für den Alltag
Es gibt so viele Gründe für eine nächtliche Hyperhidrose, aber in den meisten Fällen besteht zum Glück kein Grund zur Sorge. Versuche zunächst, Deine Lebensgewohnheiten genauer zu betrachten: Treten die Schweißausbrüche nur in der Nacht auf oder auch in bestimmten Situationen am Tage? Trinkst Du gerne Alkohol nach einem besonders stressigen Arbeitstag oder isst Du abends besonders gerne scharf gewürzte Speisen?
Viele Auslöser kannst Du mit einigen praktischen Tipps ausschalten, damit Du wieder ganz entspannt, trocken und ruhig schlafen kannst:
- Verzichte abends möglichst auf Alkohol, Nikotin und Koffein
- Trinke ausreichend Flüssigkeit am Tag (ca. 2 Liter)
- Verzichte auf fettiges und scharfes Essen am Abend und bevorzuge lieber leicht bekömmliche Speisen
- Achte auf keine zu hohen Temperaturen im Schlafzimmer, 18° Celsius sind optimal
- Lüfte das Schlafzimmer vorm Zu-Bett-Gehen
- Passe die Bettdecke nach Jahreszeit (Sommer- und Winterbettdecke) an
- Trage leichte, locker sitzende Schlafanzüge oder Nachthemden aus natürlichen, atmungsaktiven und wärmeausgleichenden Materialien, z.B. aus Baumwolle, Leinen, Seide
- Trinke abends einen schweißhemmenden Salbeitee, um Nachtschweiß vorzubeugen
- Praktiziere abendliche Entspannungsmethoden gegen Stress
- Bewege Dich regelmäßig. Das wirkt gegen Stress und Übergewicht und hilft, die Schlafqualität zu verbessern
- Bei Übergewicht versuche abzunehmen