Schlafentzug: Was passiert, wenn wir nicht schlafen?

Ob willentlich oder unwillentlich – Schlafentzug wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit und die Lebensqualität aus, denn wie Atmen, Essen und Trinken ist auch Schlafen für uns lebensnotwendig. Haben wir 24 Stunden kein Auge zugemacht, sind wir bereits nicht mehr ganz zurechnungsfähig, weil unsere geistigen Fähigkeiten nachlassen.

Wird uns der Schlaf bewusst entzogen, handelt es sich entweder um eine Therapieform aus dem Bereich der Psychiatrie, um eine Foltermethode oder in gemäßigter Form um eine militärische Übung. Es gibt aber auch noch andere Gründe und gesundheitliche Beschwerden, die mit Schlafentzug einhergehen können.

Was geschieht mit uns, wenn wir für eine bestimmte Zeit nicht mehr schlafen? Welche Ursachen und gesundheitliche Folgen auf Körper und Psyche kann ein Schlafentzug haben? Und wann wird Schlafentzug als Therapieform eingesetzt?

Hier bekommst Du einen Überblick, wie sich der Verlust von Schlaf auf Dein Leben auswirken kann.

Schlafentzug: Was wird darunter verstanden?

Schlafmediziner*innen verstehen unter einem Schlafentzug (Schlafdeprivation) den willentlich und unwillentlich herbeigeführten Entzug von Schlaf sowie eine partielle oder vollständige Verhinderung des Nachtschlafs:

  • Partieller Schlafentzug: gezielte Weckungen in bestimmten Schlafphasen, z.B. in der Tief-Schlafphase oder in der REM-Schlafphase oder Schlafentzug für vier Stunden.
  • Vollständiger Schlafentzug: wird in der Regel für eine Nacht bis maximal drei Nächte durchgeführt.

Beim Schlafentzug handelt es sich um keine Schlafstörung, die durch einen nicht erholsamen Schlaf gekennzeichnet sind. Bei einem Schlafentzug richtet sich der Fokus auf die Quantität des Schlafs und nicht auf die Qualität.

Die Schlafforschung untersucht die Auswirkungen von akuten und chronischen Schlafverlusten auf den Körper und die Psyche, um mehr über die Funktion des Schlafens in Erfahrung zu bringen.

Schlafentzug: Was passiert mit uns, wenn wir nicht schlafen?

War die Nacht kürzer als sechs Stunden, macht sich das Schlafdefizit bereits am nächsten Morgen bemerkbar. Insbesondere unser Gehirn und Gedächtnis sind auf einen erholsamen Schlaf angewiesen. Nach drei Tagen dreht unser Gehirn durch und wir fühlen uns wie eine Art Zombie. Konzentrationsstörungen, Halluzinationen und Paranoia sind nur einige der gesundheitlichen Folgen.

Rekordhalter im Wachbleiben ist übrigens der Brite Tony Wright, der im Jahr 2007 für elf Tage und Nächte plus zwei Stunden kein Auge zumachte. Folgeschäden sind in seinem Fall kurioserweise nicht bekannt.

Abhängig von der Zeit des Wachbleibens reagieren wir mit unserem Körper und unserer Psyche auf ganz bestimmte Weise:

24 Stunden Schlafentzug

Nach 24 Stunden Wachsein ist für unser Gehirn und Gedächtnis Schicht im Schacht. Unsere kognitiven Fähigkeiten schwinden deutlich und die Konzentration geht verloren. Wir können keinerlei neue Informationen aufnehmen, sie nicht verarbeiten, sortieren, verwerfen oder speichern.

Haben wir 24 Stunden nicht geschlafen, befinden sich unsere geistigen Fähigkeiten auf dem Niveau, als hätten wir 1 Promille Alkohol im Blut.

So reagieren wir auf 24-Stunden-Schlafentzug:
  • Beeinträchtigung der Konzentration, verkürzte Aufmerksamkeitspanne
  • Gedankensprünge
  • Sinnestäuschungen nach schlaflosen Nächten
  • Erhöhte Empfindlichkeit für Licht, Farben, Helligkeit
  • Stress durch Geräusche (Signaltöne)
  • Veränderter Geruchssinn
  • Verändertes Zeitgefühl
  • Veränderte Körperwahrnehmung
  • Erhöhte Reizbarkeit, veränderte Stimmung
  • Erhöhte Risikobereitschaft
  • Abgeschwächtes Immunsystem
  • Heißhunger auf ungesundes, kalorienreiches Essen (Fast Food)

48 Stunden Schlafentzug

Haben wir 48 Stunden keinen Schlaf gefunden, gehen 50 Prozent unserer Leistungsfähigkeit flöten. Unser Körper befindet sich in einem ausgeprägten Stresszustand und zeigt körperliche und geistige Beschwerden:

  • Zunahme der Vergesslichkeit, fehlende Worte, Satzbaufehler, unklare Ausdrucksweise
  • Anstieg von Herzfrequenz, Puls und Blutdruck
  • Herzrhythmusstörungen
  • Absinken der Körpertemperatur
  • Sekundenschlaf und erhöhtes Risiko für Unfälle durch plötzliche sekundenlange Schlafphasen

72 Stunden Schlafentzug

Nach 72 schlaflosen Stunden sind wir nur noch ein Schatten unserer selbst. Wir sind benommen und befinden uns in einem unwirklichen Zustand, sind weder wach noch schlafend. Wer so lange wach bleibt, kann u.a. folgende Reaktionen entwickeln:

  • Erschöpfung
  • Schwindel
  • Halluzinationen
  • Angstzustände
  • Paranoia
  • Psychosen
  • Apathie

Kann ein Schlafentzug tödlich sein?

Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen Schlafentzug und Tod gibt, ist nicht eindeutig geklärt. Wenige Nächte ohne Schlaf sollten gesunde Menschen eigentlich überleben. Andernfalls bestehen wahrscheinlich noch zusätzlich Vorerkrankungen, die für das Ableben verantwortlich sind.

Dennoch ist ein dauerhafter Schlafmangel sehr ungesund und sollte nicht unterschätzt werden. Wahrscheinlich trägt er neben anderen Faktoren zu einem früheren Tod bei.

Wer krankheitsbedingt, z.B. bei der sehr seltenen Erbkrankheit „Letale familiäre Insomnie“ über einen längeren Zeitraum von sechs Monaten bis hin zu drei Jahren keinen Schlaf bekommt, wird nach heftigen Verwirrungszuständen irgendwann ins Koma fallen und an den Folgen des Schlafentzugs sterben.

Schlafentzug: Ursachen

Die häufigsten Gründe für einen Schlafmangel bzw. Schlafentzug sind Stress, ein Jetlag, verschiedene Krankheiten oder Nachtschichten. Wir können uns aber auch selber vor dem Einschlafen in der Nacht abhalten, indem wir uns nur im hellen Licht aufhalten, uns ständig bewegen und Koffein oder andere munter machende Stoffe in uns hineinschütten.

Ursachen für den akuten oder chronischen Schlafentzug:

  • Gestörter Biorhythmus (z.B. Schichtarbeit)
  • Jetlag
  • Atemprobleme
  • Schlafapnoe-Syndrom
  • Schmerzen
  • Stress
  • Alkohol, Koffein
  • Medikamente, Aufputschmittel
  • Herzerkrankungen
  • Depressionen
  • Schizophrenie, Psychosen

Schlafentzug: Symptome und Folgen für Körper und Psyche

Sind wir übernächtigt, sieht man es uns in den meisten Fällen auch an. Typische äußerliche Zeichen sind dann ein blasses Gesicht und dunkle Augenringe. Wir müssen ständig Gähnen und auf andere Menschen wirken wir so, als wären wir betrunken.

Leider sind die Folgen des Schlafentzugs kein reines „Beauty-Problem". Die Auswirkungen auf unseren Körper und unsere Psyche können nach einigen Nächten gravierend sein.

Eine experimentelle Studie im „Journal of Neuroscience“ zeigte, dass gesunde Menschen nach einer durchwachten Nacht im Schlaflabor ähnliche Symptome aufweisen wie Menschen mit Schizophrenie oder einer Psychose. Nach 24 Stunden gehören Zeichen wie eine gesteigerte Sensibilität für Geräusche, Licht, Farbe oder Helligkeit, ein verändertes Zeitgefühl und ein veränderter Geruchssinn, vermeintliches Gedankenlesen und eine veränderte Körperwahrnehmung zu den Symptomen.

Mögliche körperliche Symptome bei Schlafentzug:

  • Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Geschwächtes Immunsystem mit erhöhter Infektanfälligkeit
  • Schmerzen in den Muskeln, Muskelzuckungen und Muskelzittern
  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit (Adipositas)
  • Absinken der Körpertemperatur
  • Gestörte Hormonbildung durch die Schilddrüse
  • Eingeschränkter Stoffwechsel
  • Anstieg des Blutzuckerspiegels
  • Erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus
  • Permanentes Gähnen, blasses Gesicht und Augenringe als Begleiterscheinung

Mögliche psychische Symptome bei Schlafentzug:

  • Eingeschränkte Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses
  • Verringertes Urteilsvermögen
  • Gedächtnislücken, Gedächtnisverlust
  • Verlust des Zeitgefühls
  • Reizbarkeit, Aggressivität
  • Halluzinationen
  • Eingeschränkte Körperwahrnehmung
  • Depression, depressive Störungen, depressive Episoden
  • Ängste
  • Schizophrenie-Symptome (z.B. Aufmerksamkeitsdefizite, Halluzinationen, Wahnvorstellungen)

Schlafentzug: Therapie (Wachtherapie)

Ein bewusst herbeigeführter Schlafentzug kann aber auch eine wirksame Behandlung von Depressionen sein, die mit einem Schlafmangel einhergehen.

Bei einer sogenannten Wachtherapie wird zwischen einem totalen und partiellen Schlafentzug unterschieden. Bei Ersterem bleiben Betroffene die ganze Nacht wach, bei der anderen Variante erst ab 1.00 Uhr morgens. Der therapeutische Schlafentzug findet meistens in Form einer stationären Behandlung statt. Die Patienten bleiben dann zwei- oder dreimal pro Woche für eine Nacht wach.

Was zunächst paradox klingt, hat sich bei manchen Menschen mit einer schweren Depression bewährt. Der Schlafentzug bewirkt, dass Patienten Stresshormone ausschütten, was eine euphorisierende Wirkung und eine deutlich verbesserte Stimmung hervorruft, zumindest bei etwa 40 Prozent der Betroffenen.

Depressive Patienten berichten nach der Wachtherapie, dass sie sich lange nicht mehr so gut gefühlt hätten. Wie dieser antidepressive Effekt durch einen veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus zustande kommt ist aber nach wie vor nicht geklärt.

Schlafentzug als begleitende Therapie

Der stimmungsaufhellende Moment der Wachtherapie hält leider nicht lange an. Spätestens nach der nächsten Schlafphase kommt es in den meisten Fällen zu einem Rückfall in die Depression. Die Schlafforschung untersucht, ob eine Kombination aus kontrolliertem Schlafentzug und die Einnahme von Antidepressiva dazu führt, dass ein länger andauernder Therapieerfolg erzielt werden kann.

Daher kommt der kontrollierte Schlafentzug bisher nur begleitend zu einer Psychotherapie und medikamentösen Maßnahmen zum Einsatz.

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