Schlafapnoe: Wenn Atemaussetzer den Schlaf stören

Heftiges, unregelmäßiges Schnarchen in der Nacht könnte ein erster Hinweis auf eine schwere Atemstörung sein. Kommen auch noch Atemaussetzer hinzu, sprechen Mediziner von einer Schlafapnoe oder einem Schlafapnoe-Syndrom.  
 
Betroffene bemerken ihre Atemaussetzer in der Nacht gar nicht, fühlen sich am nächsten Tag aber wie gerädert, sind unkonzentriert und leiden unter starker Müdigkeit. Kein Wunder, schließlich beeinträchtigen die Atempausen den Schlaf und stören die wichtige Erholungsfunktion der Tiefschlafphase.
 
Was genau ist das Schlafapnoe-Syndrom? Wodurch entstehen die Atemaussetzer? Was sind die Symptome einer Schlafapnoe und welche Komplikationen können auftreten? Wer stellt die Diagnose und wie wird eine Schlafapnoe untersucht? Musst Du nach Diagnosestellung immer eine Atemmaske tragen oder welche Therapien stehen Dir noch zur Verfügung?

Was genau ist eine Schlafapnoe?

Nach der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) gehört das Schlafapnoe-Syndrom zu den „Schlafbezogenen Atmungsstörungen“ (SBAS), die ausschließlich oder überwiegend im Schlaf auftreten. 

Wie viele Menschen leiden unter dem Schlafapnoe-Syndrom?

In Deutschland sind etwa vier Prozent der Menschen von der Apnoe betroffen. Die DGSM vermutet aber eine viel höhere Dunkelziffer, weil Betroffene ihre Atemaussetzer nicht bemerken und das Schnarchen eher als nervige, aber harmlose Beschwerde abtun.

Männer sind öfter von der Erkrankung betroffenen als Frauen – je älter Patienten sind, desto häufiger tritt die schlafbezogene Atmungsstörung auf. Das Risiko für Frauen, an einer Schlafapnoe zu erkranken, ist erst nach der Menopause erhöht. Die häufigste Ursache der speziellen Schlafstörung ist Übergewicht. Bei 80 Prozent der Patienten zeigt die Waage viel zu viele Kilos an.

Die Atempausen können mit oder ohne Schnarchen auftreten und von 10 Sekunden bis zu zwei Minuten andauern. Die Schlafapnoe ist deshalb auch ganz klar von dem einfachen Schnarchen abzugrenzen, das zwar nervig ist, aber nicht gefährlich.

Die Schlafapnoe hingegen kann gefährlich werden. Durch die gestörte Atemregulation kommt es nämlich zu einer verminderten Sauerstoffsättigung im Blut, zu einer so genannten Hypoxämie.

Alarmstufe rot: Gesundheitliche Risiken bei Schlafapnoe

In der Folge können neben typischen Symptomen wie der ausgeprägten Tagesschläfrigkeit und Konzentrationsproblemen, gravierende gesundheitliche Schäden auftreten, die unser Herz-Kreislaufsystem und die Hormone, den Stoffwechsel, das Nervensystem und unsere Psyche betreffen können.

Wer regelmäßig schnarcht und dann auch noch übergewichtig ist, sollte immer die Symptome von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt) abklären lassen, weil sich dahinter ein Schlafapnoe-Syndrom verbergen kann.

Jeder länger andauernde Atemaussetzer im Schlaf wird von unserem Körper als Atemstillstand (Apnoe) gedeutet und versetzt ihn in einen Alarmzustand. Eine Apnoe kann zudem lebensbedrohlich sein, deshalb ist die medizinische Behandlung der Schlafstörung notwendig. 

Ursachen: Wodurch entsteht eine Schlafapnoe?

Mediziner unterscheiden je nach Ursache zwei Formen des Syndroms: das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) und das zentrale Schlafapnoe-Syndrom (ZSAS):

Obstruktive Schlafapnoe (OSA): Wenn die Atemwege verengt oder verlegt sind

Die häufige Form der Apnoe ist das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Obstruktiv meint in dem Zusammenhang, dass die oberen Atemwege verengt oder verlegt sind.

Unser Gehirn sendet bei dieser Form der Apnoe zwar Impulse an unser Atemzentrum, dass wir endlich Luftholen sollen, aber die Muskelkraft schafft es zunächst nicht, die Blockade in den oberen Atemwegen zu überwinden.

Dadurch entstehen Atemaussetzer, der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt durch den Atemstillstand stark ab und der Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut schnellt in die Höhe. Das versetzt unser Körper in einen enormen Stresszustand, der bei Patienten dann eine Weckreaktion hervorruft. Sie holen tief Luft, was von einem lauten Schnarchen begleitet wird. Die Atmung funktioniert zunächst wieder, bis zum nächsten Atemstillstand.

Was aber verlegt oder verengt unsere oberen Atemwege und welche Faktoren begünstigen die permanenten Atemaussetzer in der Nacht, die einen erholsamen Schlaf unmöglich machen und mit ausgeprägter Tagesschläfrigkeit einhergehen?

Erkrankungen und Risikofaktoren des OSAS: Was blockiert die oberen Atemwege?

Starkes Übergewicht (Adipositas) gehört zu den häufigsten Risikofaktoren bei der obstruktiven Schlafapnoe. Besonders Männer im Alter zwischen 40 und 65 Jahren sind betroffen und leiden unter der Apnoe. Aber auch Erkrankungen und anatomische Besonderheiten wie vergrößerte Mandeln im Rachen, Nasenpolypen, Tumoren im Nasen-Rachen-Raum oder angeborene Fehlbildungen des Unterkiefers, ein zu enger Kiefer, eine zu große Zunge verlegen die oberen Atemwege und sorgen für die Atemaussetzer.

Weitere Risikofaktoren sind zudem z.B. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und Herzrhythmusstörungen oder Hirntumoren, Schlaganfälle sowie das Leben in großen Höhen.

Entspannte Muskeln begünstigen das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS)

Auch zuviel Alkohol und Medikamente wie z.B. Schlafmittel oder Beruhigungstabletten begünstigen die obstruktive Schlafapnoe, weil sich durch die Wirkung die Muskulatur, u.a. der Atemwege, entspannt. Ist die Rückenlage Deine liebste Schlafposition, besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko für die nächtlichen Atemaussetzer. In Rückenlage entspannen Deine Gesichtsmuskeln und es kann passieren, dass z.B. Deine Zunge in Rachen fällt und die oberen Luftwege verengt. Eine Veranlagung zur Erschlaffung der Rachenmuskulatur spielt auch eine Rolle.

Die wichtigsten Ursachen und Risikofaktoren des OSAS im Überblick:

  • Starkes Übergewicht
  • Anatomische Besonderheiten: vergrößerte Mandeln, zu enge Kiefer, eine zu große Zunge
  • Nasenpolypen
  • Tumore im Nasen-Rachen-Raum und Gehirn
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen)
  • Schlaganfall
  • Alkohol, Medikamente (Schlaf- und Beruhigungsmittel), Nikotin
  • Rückenlage beim Schlafen

Zentrale Schlafapnoe (ZSA): Wenn Befehle vom Gehirn zum Luftholen fehlen

Bei der zentralen Schlafapnoe liegt die Ursache im Gehirn und nicht in den verengten oder verlegten Atemwegen wie bei der obstruktiven Schlafapnoe. Im Gehirn befindet sich unser Atemzentrum, dass über die Nerven (Neurone) Impulse an die Atemmuskulatur schickt und so die Atmung steuert.

Im Vergleich zur obstruktiven Schlafapnoe, kommt die zentrale Apnoe viel seltener vor und geht auch meist nicht mit lautem Schnarchen einher. Deshalb wird diese Form auch viel schwerer diagnostiziert. Die zentrale Schlafapnoe kann durch eine obstruktive Schlafapnoe hervorgerufen werden. Es handelt sich dabei dann um eine so genannte gemischte Schlafapnoe.

Wenn das Atemzentrum im Gehirn aussetzt

Bei Atemaussetzern, die durch die zentrale Schlafapnoe hervorgerufen werden, gibt das Gehirn für einen Moment keine Impulse zum Luftholen an die Atemmuskeln weiter. Erst wenn die Sauerstoffsättigung im Blut einen kritischen Wert erreicht, reagiert das Gehirn und befiehlt den Atemmuskeln, endlich wieder aktiv zu werden.

Was steckt hinter einer Cheyne-Stoke-Atmung?

Wenn Deine Atmung vor den Aussetzern sehr flach ist, wird das von Medizinern als Cheyne-Stoke-Atmung bezeichnet. Typisch für die Cheyne-Stoke-Atmung ist die periodisch an- und abschwellende Atemtiefe mit unregelmäßigen Abständen der Atemzüge. Es ist die häufigste Form der ZSA.

Meist deutet eine solche Atmung auf eine Herzschwäche, Hirntumor oder Schlaganfall hin. Auch Medikamente für die Atemwege oder wenn Du in großen Höhen lebst, können ursächlich für diese Form von Atemaussetzern sein. 

Symptome: Wie zeigt sich eine Schlafapnoe?

Schlafapnoe-Patienten bemerken die Atempausen während der Nachtruhe nicht. Die permanente Unterbrechung des Schlafs für mindestens zehn Sekunden und länger führt nicht zur notwendigen Erholung und Regeneration. Das wirkt sich negativ auf die Lebensqualität aus, denn Betroffene fühlen sich schlapp, erschöpft und haben Schwierigkeiten den Alltag zu bewerkstelligen.

Schnarchen, Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Co.

Heftiges, unregelmäßiges Schnarchen, Atemgeräusche und Atempausen sind häufig die ersten Symptome, die vom Partner bemerkt werden. Die Atmung setzt nach der Pause mit einem lauten Schnarchgeräusch wieder ein. Die Apnoe kann aber auch ohne Schnarchen auftreten.

Das wichtigste Symptom des Schlafapnoe-Syndroms ist die ausgeprägte Tagesmüdigkeit mit der Gefahr, für einen kurzen Moment, manchmal nur für wenige Sekunden einzuschlafen (Sekundenschlaf). Dadurch besteht nicht nur im Haushalt, sondern auch bei der Arbeit oder im Straßenverkehr ein erhöhtes Risiko für Unfälle.

Häufige Symptome durch die nächtlichen Atemaussetzer sind zudem nächtliches Schwitzen, morgendliche Kopfschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie ein trockener Mund. Außerdem besteht bei Betroffenen eine Neigung, an Depression, Libidoverlust und Impotenz zu erkranken. 

Mögliche Schlafapnoe-Symptome im Überblick

  • Heftiges, unregelmäßiges Schnarchen, Atemgeräusche und Atemaussetzer
  • Apnoe: mindestens 10 Sekunden bis wenige Minuten
  • Tagesmüdigkeit, Sekundenschlaf mit erhöhter Unfallgefahr
  • Konzentrations-, Gedächtnisschwäche
  • Körperliche und geistige Leistungsschwäche
  • Schwindel, Kopfschmerzen und trockener Mund am Morgen
  • Nächtliches Schwitzen
  • Nächtliches Wasserlassen, vermehrter Harndrang
  • Depressive Verstimmung
  • Impotenz, Libidoverlust bei Männern

Komplikationen und Folgen: Wie gefährlich ist eine Schlafapnoe?

Die gefährlichste und auch häufigste Form der Schlafstörung ist das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS), das lebensbedrohlich sein kann. Dabei werden Deine Atemwege komplett verengt, dass keine Atemluft mehr hindurch kommt, um den Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Durch den Atemstillstand (Apnoe) gerät der gesamte Organismus in Alarmbereitschaft.

Atemstillstand: Was passiert im Körper, wenn die Atmung aussetzt?

Stoppt die Atmung, sinkt zunächst der Sauerstoffgehalt im Blut (Hypoxämie), während der Kohlendioxidgehalt ansteigt. In deren Folge kann es beim Atemstillstand zu einem schnellen Ausfall unserer Vitalfunktionen (Herzkreislauf-Funktionen) kommen und zu einer mangelnden Sauerstoffversorgung unseres Gehirns.

Bevor das aber passiert, setzt der Körper alle Hebel in Bewegung und aktiviert unser autonomes Nervensystem, dass u.a. für unsere Atmung verantwortlich ist. Der Körper schüttet vermehrt Stresshormone aus, was sich dann z.B. auf das Herz-Kreislauf-System und die Atemwege auswirkt:

Das Herz muss nun seine Frequenz steigern und es kann zu einem erhöhten Blutdruck kommen. Die Lunge bekommt kräftige Unterstützung von der Atemmuskulatur in Brust, Bauch und Zwerchfell, die vom zentralen Nervensystem gesteuert wird. Unter großer Anstrengung erzeugt die Atemmuskulatur einen Luftdruck, der die Atemwege wieder öffnet, so dass Schlafapnoe-Patienten nach Luft schnappen.

Ohne Behandlung des Schlafapnoe-Syndroms wiederholt sich der für unseren Körper sehr anstrengende Prozess immer wieder, verändert unseren Schlaf-Wach-Rhythmus und das hat gravierende Folgen für unsere Gesundheit.

Enge Wechselbeziehung zwischen Schlafapnoe und unseren Organsystemen

Die Liste der Komplikationen und gesundheitlichen Folgen des Schlafapnoe-Syndroms ist lang, wenn Du die Erkrankung nicht medizinisch durch einen HNO-Arzt behandeln lässt.

In der Folge können Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, des Nervensystems und Stoffwechsels auftreten und auch die psychische Gesundheit von Patienten wird in Mitleidenschaft gezogen.

Schwere Fälle und mögliche Folgen einer unbehandelten Schlafapnoe im Überblick

  • Erhöhter Blutdruck (Hypertonie), Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte
  • Schlaganfälle
  • Diabetes mellitus (Typ-2-Diabetes)
  • Depressive Verstimmung, Depressionen, Ängste
  • Potenzstörungen bei Männer

Wann musst Du einen Arzt aufsuchen?

Wenn Du ab und zu laut schnarchst, leidet in erster Linie Dein Partner. Schnarchen muss nicht immer gleich gefährlich sein und nicht jede kurze Atempause während der Nachtruhe ist bedenklich. Solltest Du aber unter mehr als fünf Atemaussetzer innerhalb einer Stunde leiden, die länger als 10 Sekunden andauern. liegt ein Schlafapnoe-Syndrom vor. Dann heißt es für Dich: Ab zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Ursachen und Symptome abklären!

Eine medizinische Therapie ist unbedingt notwendig, um schwere Fälle für die Gesundheit zu vermeiden. Unbehandelt verkürzt die Schlafapnoe sogar deine Lebenserwartung.

Diagnose: Welche Verfahren werden bei einer Schlafapnoe angewendet?

Wenn sich Dein Partner über Dein regelmäßiges Schnarchen in der Nacht beschwert, solltest Du nicht lange warten und schnellstmöglich einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt) aufsuchen und die Beschwerden abklären.

In den meisten Fällen treibt die Tagesmüdigkeit Betroffene zum Arzt, der darüber dann den Verdacht auf eine Schlafapnoe äußert. Wichtige Informationen für die Diagnose liefern auch Mitschläfer, die meist zuerst das nervige Schnarchen und die Atemaussetzer bemerken.

Neben dem ausführlichen Erstgespräch (Anamnese), werden für die Diagnosestellung verschiedene Messgeräte für die Nacht eingesetzt. Auch im Schlaflabor können viele Funktionen überwacht werden, die die Diagnose Schlafapnoe festigen.

Anamnese: Erstgespräch beim HNO-Arzt

Beschwerden rund um das Thema Schlaf werden hauptsächlich während des Erstgesprächs abgeklärt. Hilfreich sind auch Fragebögen, in denen Du Deinen Schlaf selbst beurteilen sollst.

Bei Verdacht auf eine Schlafapnoe achtet der Haus- oder HNO-Arzt auf Körpergewicht, Geschlecht und fragt nach dem Lebensstil, Schlafposition und nach der persönlichen Krankengeschichte sowie der Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Zudem überprüft ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt, ob die oberen Atemwege verengt sind.

Besteht außerdem der Verdacht auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Lunge oder des Nervensystems, müssen die Beschwerden zuerst von Fachärzten abgeklärt werden. Eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) wird dann diagnostiziert, wenn die Atemstörung durch keine andere Schlafstörung, Erkrankung oder durch Medikamente erklärbar ist. 

Obstruktive Schlafapnoe testen: Polygraphie-Messgeräte für Zuhause

Erste wichtige Informationen für die Diagnose Schlafapnoe liefert auch ein Polygraphie-Messgerät für Zuhause, dass der Arzt Dir leihweise mitgibt. Die polygraphische Untersuchung wird auch als „kleines Schlaflabor“ bezeichnet und eingesetzt, um eine obstruktive Schlafapnoe festzustellen.

Das Polygraphie-Gerät ist klein und Du legst die Messsonden selbst an, kurz bevor Du Schlafen gehst. Die Auswertung der Daten erfolgt dann wieder in der Arztpraxis. In der Nacht registriert das Messgerät die Atembewegungen von Brustkorb und Bauch, den Atemfluss und Atempausen, die Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung im Blut sowie die Liegeposition und Schnarchgeräusche. 

Eventuell deuten die Ergebnisse aus dem kleinen Schlaflabor bereits auf die Diagnose obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) hin. Andernfalls sichert eine Untersuchung im "großen" Schlaflabor die Diagnose.

Schlaflabor (Polysomnograpie) – Grundinstrument der schlafmedizinischen Diagnostik

Ob für Dich eine Übernachtung im Schlaflabor in Frage kommt, entscheidet der HNO-Arzt. Meist kommt das Schlaflabor zum Einsatz, wenn durch andere Diagnoseverfahren die Schlafstörung nicht eindeutig festgestellt werden konnte.

Bei der aufwendigen Untersuchung im großen Schlaflabor wirst Du während einer oder zwei Nächte an verschiedene Messgeräte angeschlossen, die viele Körperfunktionen, wie z.B. Hirnströme (EEG), Atemfluss an Mund und Nase, Augenbewegungen, Atembewegung von Brust und Bauch, Herzfrequenz und Herzrhythmus (EKG), Sauerstoffgehalt im Blut, Muskelspannung des Kinns, Schnarchgeräusche und Körperlage überwachen und aufzeichnen.

Anhand der Informationen können Ärzte und schlafmedizinische Spezialisten Deine Schlafqualität beurteilen und eine Schlafapnoe diagnostizieren. Eine regelmäßige Übernachtung im Schlaflabor wird auch zur Kontrolle der Therapie empfohlen, besonders bei Patienten, die nachts eine Atemmaske tragen.

Einteilung nach Schweregraden: Apnoe-Index (AI), Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI)

Wie schwer Deine Schlafapnoe ist, lässt sich anhand zweier Parameter messen: dem Apnoe-Index (AI) und Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI):

Apnoe-Index (AI)

Dieser Index gibt an, wie viele Atempausen bei Patienten innerhalb einer Stunde der Schlafzeit auftreten, die mindestens 10 Sekunden andauern. Bei gesunden Menschen liegt der Wert unter fünf Atempausen pro Stunde. Je höher der Wert ist, desto schwerer ist die Schlafapnoe.

Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI)

Auch der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) spielt eine wichtige Rolle bei der Diagnose schlafbezogener Atmungsstörungen, denn er gibt die Anzahl der Atmungsstörungen im Schlaf pro Stunde an.

Um den AHI zu ermitteln, zählst Du alle Atempausen (Apnoen) und alle eingeschränkten, flachen Atemzüge (Hypopnoe) während einer Schlafstunde zusammen. Dabei zeigen folgende Zahlen den Schweregrad der obstruktiven Schlafapnoe an:

  • Leichte Apnoe: 5 bis 15 Aussetzer
  • Mittelschwere Apnoe: 15 bis 30 Aussetzer
  • Schwere Apnoe: mehr als 30 Aussetzer

Ab einen AHI-Wert von 15 sollte immer eine Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe erfolgen. Dabei spielt die CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure) eine zentrale Rolle. Liegen die Werte zwischen 5 und 15 gilt die Schlafapnoe nur als krankhaft, wenn Symptome wie Tagesmüdigkeit auftreten.

Therapien: Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen Dir zur Verfügung

Nachdem bei Dir eine Schlafapnoe diagnostiziert wurde, stellt sich die Frage, welche Therapie für Dich geeignet ist, denn ein Schlafapnoe-Syndrom lässt sich mit verschiedenen Methoden behandeln. Die Behandlung hängt davon ab, wie schwer ausgeprägt die Beschwerden sind, wie hoch der persönliche Leidensdruck ist und welche Form der Apnoe vorliegt: eine obstruktive oder zentrale Schlafapnoe.

Ziele der Therapie sind ein ungestörter Schlaf mit einem AHI-Wert von unter 15 Atemausfälle pro Stunde Schlafzeit und keine Tagesmüdigkeit. Häufig reicht schon eine Veränderung des Lebensstils als Maßnahme aus, um die häufigste Ursache der Apnoe, Übergewicht (Adipositas), in den Griff zu bekommen. Zudem können Hilfsmittel, die eine Rückenlage verhindern, sehr hilfreich sein und die Atemaussetzer verringern.

Eine wirksame Therapie beim obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom ist außerdem das nächtliche Tragen einer speziellen Atemmaske (CPAP-Therapie). Ein chirurgischer Eingriff kommt hingegen nur in besonderen Fällen infrage.

Allgemeine Maßnahmen: Lebensstil verändern und technische Hilfsmittel nutzen

Bei einer leichten obstruktiven Schlafapnoe reichen manchmal schon einfache Maßnahmen, damit Du die Anzahl der Atemaussetzer im Schlaf verringern kannst. Bei Übergewicht solltest Du unbedingt das Gewicht reduzieren, auf Genussmittel und Schlafmittel verzichten und mit ein paar Tricks kannst Du auch dafür sorgen, dass Du eine Rückenlage während der Nachtruhe vermeidest.

Gewichtsreduktion bei Übergewicht

Übergewicht gehört zu der häufigsten Ursache einer Schlafapnoe und führt zudem zu einer Verschlimmerung der Symptome. Abnehmen ist nicht einfach, aber effektiv, um eine Verbesserung der Beschwerden zu spüren und Folgeerkrankungen zu vermeiden. Die Bekämpfung des Übergewichts stellt eine der wichtigsten Maßnahmen bei Schlafapnoe dar.

Letztendlich musst Du für eine Gewichtsreduktion die Ernährung umstellen und mehr Bewegung und sportliche Aktivitäten in den Alltag integrieren. Wenn Du aktiv bist, verbrennst Du auch mehr Kalorien. Nimm in Zukunft also die Treppen statt den Lift, fahre mit dem Rad statt mit dem Auto zur Arbeit, unternehme einen Spaziergang zum Feierabend. Sportliche Aktivitäten alleine oder mit Freunden ist auch immer eine gute Idee.

Empfehlungen für eine gesunde Ernährung gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Danach solltest Du folgende Nahrungsmittel bzw. Richtlinien bevorzugen:

DGE: Empfehlungen für eine gesunde Ernährung

  • Viel frisches Obst und Gemüse, 5x am Tag je eine Handvoll
  • Vollkornprodukte mit viel sättigenden Ballaststoffen, Kartoffeln (ca. 300 Gramm täglich)
  • Ausreichend Trinken (ca. 1,5 - 2 Liter), Wasser oder ungesüßten Tee, keine zuckerhaltigen Limonaden
  • Tägliche fettarme Milch und Milchprodukte (200 – 250 Gramm) und 2 Scheiben Käse
  • Pflanzliche Öle (z.B. Olivenöl) statt Butter
  • Verarbeitete Lebensmittel, Süßigkeiten, Wurst und Fertigprodukte meiden
  • Mehr pflanzliche als tierische Kost, nur 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche
  • Esskultur pflegen: in Ruhe essen (kein Fernsehen!), 3 Mahlzeiten am Tag, mit dem Essen aufhören, sobald Du satt bist

Verzichte auf Genussmittel: Kein Alkohol

Ab und zu ein Bier oder Glas Wein zum Feierabend, dagegen spricht auch als Patient mit Schlafapnoe nichts. Du solltest aber bedenken, dass Alkohol zwar müde macht und Du wahrscheinlich gut einschläfst, aber generell wird der Schlaf durch Alkohol viel unruhiger. Meist bleibt man in der Leichtschlafphase stecken und verpasst die erholsame und für uns so wichtige Tiefschlafphase.

Alkohol entspannt zudem nicht nur unseren Geist, sondern auch die Muskulatur der Atemwege, was bei Schlafapnoe die Beschwerden verstärkt. Wichtiger Tipp: Mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen keinen Alkohol mehr trinken.

Keine Einnahme von Schlaf-, Beruhigungsmitteln

Auf schlaffördernde Medikamente und Beruhigungsmittel solltest Du unbedingt verzichten. Beruhigungsmittel sorgen dafür, dass unser Organismus runterfährt und entspannt. Betroffen ist auch die Atmung, die durch die Mittel gedämpft wird, weil die Atemmuskulatur entspannt. Das verstärkt die Schlafapnoe und wirkt deshalb kontraproduktiv.

Schlafen in Seitenlage: Diese Hilfsmittel verhindern eine Rückenlage

Sollte die Rückenlage Deine liebste Schlafposition sein, solltest Du bei Schlafapnoe unbedingt Maßnahmen ergreifen, die eine Rückenlage verhindern. Warum? In Rückenlage entspannt die Muskulatur im Rachen und Gaumen, wodurch die Zunge nach hinten fällt und die Atemwege blockiert. Das wiederum führt zu mehr Atemaussetzern im Schlaf. Mit folgenden Tipps wirst Du in Zukunft in Seitenlage schlafen:

  • Seitenschläferkissen beeinflussen den Schlaf auch mit CPAP-Beatmung positiv
  • Anti-Schnarchrucksäcke verhindern, dass Du auf dem Rücken liegst
  • Verhindert die Rückenlage: Tennisball ins Rückenteil des Pyjamas nähen
  • Alarmgeräte senden Alarm aus, sobald Du auf dem Rücken liegst

Allgemeine Maßnahmen im Überblick

  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht durch Bewegung und gesunde Ernährung
  • Verzichte auf Genussmittel wie Alkohol und Nikotin
  • Keine Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln
  • Hilfsmittel zum Vermeiden der Rückenlage

Helfen solche allgemeinen Maßnahmen bei schwerer ausgeprägter Schlafapnoe nicht, kann eine Ventilationstherapie (CPAP-Therapie) mit einer Atemmaske zum Einsatz kommen.

Ventilationstherapie (CPAP-Therapie): Wann kommt eine Atemmaske zum Einsatz?

Die häufigste Therapie für alle Schweregrade der obstruktiven Schlafapnoe ist die so genannte nächtliche Überdruckatmung, abgekürzt PAP, was für „positive airway pressure“ steht und zwar in Form der kontinuierlichen PAP (CPAP-Therapie, „continous positive airway pressure“).

Die CPAP-Beatmung kommt dann als Therapie zum Einsatz, wenn der AHI-Wert bei über 15 Atemausfälle pro Schlafstunde liegt. Liegt der Wert unter 15 erfolgt die Therapie mit Atemmaske nur dann, wenn folgende Symptome und Begleiterkrankungen auftreten: 

  • Ausgeprägte Tagesschläfrigkeit
  • Sekundenschlaf, Einschlafen in monotonen Momenten
  • Konzentrations- und Gedächtnisschwäche
  • Depression als Folge der schlafbezogenen Atemstörung
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen
  • Schlaganfall

So funktioniert die Atemmaske

Bei der CPAP-Beatmung tragen Patienten eine kleine Atemmaske, die an einem Kompressor angeschlossen ist. Darüber strömt in der Nacht Luft mit leicht erhöhtem Druck in Deine Atemwege, wodurch sie offenbleiben. Trotzdem atmen Patienten bei der Ventilationstherapie selbst. Die Atemmaske muss kontinuierlich zum Einsatz kommen, damit die Behandlung hilft.

Andere Formen der Druckbeatmung

  • BiPAP (Bilevel Positive Airway Pressure): Der Beatmungsdruck wird an Ein- und Ausatmung angepasst
  • APAP (Auto Positve Airway Pressure): Der Beatmungsdruck wird bei jedem Atemzug neu ermittelt

Operative Eingriffe beim Schlafapnoe-Syndrom

Haben alle zuvor genannten Therapie-Maßnahmen nicht geholfen, kann in bestimmten Fällen, abhängig von der Ursache des Schlafapnoe-Syndroms, auch eine Operation helfen, damit die Atemwege wieder frei sind. Die Entscheidung für einen operativen Eingriff hängt auch von der Stärke der Erkrankung ab.

Entfernung von vergrößerten Rachenmandeln und Nasenpolypen

Leidest Du z.B. unter vergrößerten Rachenmandeln oder verstopfen Nasenpolypen die Atemwege, können diese operativ entfernt werden. Es gibt viele Möglichkeiten, die Atemwege zu weiten. Manchmal reichen kleine, minimalinvasive Operationen der oberen Atemwege mit Teilnarkose aus, größere Eingriffe hingegen benötigen dann eine Vollnarkose.

Ein Fall für die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Sind Fehlstellungen im Kieferbereich die Ursache für das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, stellt auch eine Kiefervorverlagerung eine Alternative zur CPAP-Maske dar. In so einem Fall wird die Operation von einem Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen durchgeführt.

Die neue Position von Ober- und Unterkiefer führt dazu, dass auch Zunge, Gaumen und Gaumenbögen nach vorne verlagert werden und dauerhaft die Atemwege erweitert.

Zungenschrittmacher

Ein Schrittmacher für die Zunge sorgt dafür, dass die Atemwege besser offengehalten werden. Bei dem Eingriff wird ein Gerät implantiert, dass den Zungennerv so stimuliert, dass die Zungenmuskulatur nicht erschlafft und damit auch nicht nach hinten Richtung Rachen fällt und die Atemwege blockiert.

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