Bei einem Impingement-Syndrom der Schulter besteht eine Verengung zwischen Schulterdach und Oberarmkopf. Häufig verbergen sich dahinter Entzündungen der Sehnen und der Schleimbeutel in der Schulter, die durch eine mechanische Reizung oder knöcherne (degenerative) Veränderungen entstehen. Schmerzen und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit sind die Folge.
Woran erkennst Du das Impingement-Syndrom? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es und vor allem, was kannst Du selbst tun, wenn bei Dir ein Engpass unterhalb des Schulterdachs festgestellt wurde? Die folgenden Übungen für zu Hause aus dem Bereich der Physiotherapie unterstützen Dich dabei, die Schulterschmerzen wieder loszuwerden.
Symptome des Impingement-Syndroms der Schulter
Zuerst machen sich wahrscheinlich akute Schmerzen in der Schulter bemerkbar, die Du besonders bei Überkopfarbeiten, seitlichem Anheben des Arms und unter starker Belastung des Schultergelenks spürst. Häufig sind Faktoren wie Kälte, Verletzungen oder eine starke Belastung die Auslöser für ein Impingement. In der Nacht machen sich die Schmerzen meist dann bemerkbar, wenn Du auf der betroffenen Seite liegst. Unbehandelt können sich die Beschwerden und die Bewegungseinschränkung im weiteren Verlauf verstärken.
Solltest Du solche Symptome an Deiner Schulter feststellen, wäre ein Besuch in einer Facharztpraxis der Orthopädie empfehlenswert. Orthopäden untersuchen die Schulter, stellen eine Diagnose und ermöglichen eine individuelle Therapie je nach Ursache. Je früher Du die Diagnose Impingement-Syndrom der Schulter erhältst und die Erkrankung behandeln lässt, desto besser sehen die Heilungschancen aus.
Ausführliche, weitere Informationen über die Erkrankung bekommst Du in dem Artikel: „Impingement-Syndrom - Schulter: Ursachen, Symptome und Behandlung“.
Schulter-Impingement-Syndrom: Therapie
Die Physiotherapie ist eine der wichtigsten Säulen in der Behandlung des Impingement-Syndroms der Schulter. Sie ist unverzichtbar im akuten und chronischen Zustand der Erkrankung und kann sich über einen längeren Zeitraum bis zu einem Jahr und mehr hinziehen. Patienten müssen viel Geduld aufbringen, bis sich eine Besserung der Schmerzen in der Schulter einstellt und die Beweglichkeit des Schultergelenks ohne Beschwerden wieder möglich ist.
Die gute Nachricht: Es gibt viele Übungen für zu Hause, die Du nach Anleitung durch Physiotherapeuten selbst trainieren kannst. Sie tragen zur Stabilität des Gelenks bei und können die Beweglichkeit verbessern. Fünf einfache Übungen zur Kräftigung und Dehnung findest Du am Ende des Artikels. Bei akuten Schmerzen kommen zusätzlich weitere Maßnahmen zum Einsatz, wie z. B. Schmerzmittel, Wärme- oder Kälteanwendungen.
Operative und nicht-operative Maßnahmen bei Impingement
Bei einer konservativen (nicht-operativen) Therapie stehen im akuten Stadium des Impingement-Syndroms Maßnahmen wie eine Schonung der Schulter, das Vermeiden von weiteren Belastungen des Schultergelenks und eine medikamentöse Behandlung im Vordergrund. Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente wie nicht steroidale Antirheumatika (NSAR), z. B. Ibuprofen oder Diclofenac sowie Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) sollen die akuten Schmerzen lindern.
Auch Wärme- oder Kältebehandlungen im Rahmen einer physikalischen Therapie können hilfreich sein. Bei akuten Schmerzen werden meistens kalte Anwendungen als schmerzlindernd empfunden, im chronischen Stadium wird Wärme bevorzugt.
Eine nicht-konservative Behandlung wie z. B. eine minimal-invasive Operation wird nur in Ausnahmefällen durchgeführt, z. B. wenn die Ausübung des Berufs durch das Impingement-Syndroms nicht mehr möglich ist. In einer Langzeituntersuchung wurde allerdings festgestellt, dass eine Operation und Training im Vergleich zu einem alleinigen Training keine Vorteile bieten.
Physiotherapie beim Impingement der Schulter
Die Physiotherapie gehört in den Bereich der konservativen Behandlung des Impingements. Sie soll Erkrankungen der Muskeln, Gelenke und der Wirbelsäule behandeln und Schmerzen lindern. Beim Impingement kommt eine physiotherapeutische Behandlung schon gleich zu Beginn neben anderen therapeutischen Maßnahmen zum Einsatz. Am Anfang steht die Aktivierung der schulterstabilisierenden Muskeln im Vordergrund.
Mit bestimmten Übungen sollen Patienten die umliegende Muskulatur des Schultergelenks kräftigen und dehnen. Eine Stärkung der sogenannten Rotatorenmanschette sorgt für Stabilität im Schultergelenk und verbessert die Beweglichkeit. Die Rotatorenmanschette umfasst vier Muskeln, deren Sehnen eine Sehnenkappe bilden und das Schultergelenk umfassen. Sie zieht vom Schulterblatt (Scapula) zu den Muskeln des Oberarmknochens (Humerus).
Ein wichtiger Aspekt in der Behandlung des Impingement-Syndroms der Schulter ist, dass physiotherapeutische Übungen später auch in Eigenregie durchgeführt werden sollten. Physiotherapeuten leiten Dich dafür zunächst in verschiedenen Sitzungen an und zeigen Dir, wie Du die Übungen richtig ausführst und welche Fehler Du vermeiden solltest. Wenn Du die Grundlagen verinnerlicht hast, kannst Du anschließend die Übungen bequem alleine zu Hause durchführen.
Schulter-Impingement-Syndrom: 5 Übungen
Folgende einfache Übungen für zu Hause dienen der Kräftigung und Dehnung der Schulter- und Nackenmuskulatur und sorgen für mehr Stabilität, Beweglichkeit im Schultergelenk und trainieren die Rotationsmanschette. Auch Fehlhaltungen können mithilfe der Übungen korrigiert werden.
Übung 1: Dehnung der Schulter im Fersensitz
Diese Übung dehnt das Schultergelenk und soll mehr Raum im Gelenk schaffen und für eine schmerzfreie Gelenkstellung sorgen. Die Position soll für etwa 60 Sekunden gehalten werden.
- Starte im Vierfüßlerstand, schiebe Dein Gesäß nach hinten, bis Du auf den Fersen sitzt (Fersensitz).
- Strecke nun Deine Arme nach vorne aus und lege sie schulterbreit oder bis 45 Grad auf dem Boden ab. Die Handflächen zeigen nach unten.
- Lege Deine Stirn auf dem Boden ab.
- Ziehe Deine Schultern aktiv nach hinten und versuche, Spannung zwischen die Schulterblätter zu bringen.
- Variante 1: Für eine stärkere Dehnung könntest Du mit den Händen noch weiter nach vorne wandern.
- Variante 2: Hebe erst den rechten, dann den linken Arm im Wechsel leicht vom Boden ab. Halte die jeweilige Position für 10 Sekunden. Wiederhole die Übung 10-mal pro Arm.
Übung 2: Armpendeln
Mit dieser einfachen Übung kannst Du für eine Entlastung des verengten Raums im Schultergelenk sorgen und Schmerzen lindern. Für die Übung benötigst Du ein kleines Gewicht. Möglicherweise besitzt Du eine Hantel, alternativ ginge aber auch eine kleine, gefüllte Wasserflasche, die für einen kleinen Zug im Schultergelenk sorgen kann. Armpendeln kannst Du mehrmals am Tag für je 60 bis 120 Sekunden durchführen.
- Beginne die Übung in aufrechter Haltung und mache einen Ausfallschritt nach vorne. Der Oberkörper ist dabei leicht nach vorne gebeugt.
- Nimm ein Gewicht in die Hand der betroffenen Schulterseite und lasse den Arm locker herunterhängen.
- Aus der Position heraus schwinge den Arm sanft vor und zurück.
Übung 3: Training der Rotatorenmanschette
Mit dieser Übung wird die Rotatorenmanschette trainiert und die Muskulatur gekräftigt. Für die Übung benötigst Du ein kleines Handtuch oder Kissen, das Du zusammenrollen kannst, sowie kleines Gewicht. Für das Gewicht kannst Du eine kleine Flasche mit Wasser befüllen oder eine Hantel verwenden. Wiederhole das Training 10- bis 12-Mal mit drei Durchgängen.
- Lege Dich in Seitenlage auf die Gymnastikmatte und achte darauf, dass die betroffene Schulter oben liegt. Deine Beine sind leicht angewinkelt.
- Positioniere nun Dein eingerolltes Handtuch oder das Kissen zwischen Oberarm und Körper. Übe leichten Druck darauf aus, damit Ellenbogen und Oberarm fixiert bleiben.
- Nimm das kleine Gewicht in die Hand, winkle den Ellenbogen ca. 90 Grad an und senke Deinen Unterarm mithilfe der Schultermuskulatur kontrolliert zum Bauch ab.
- Aus dieser Position hebst Du den Unterarm mithilfe der Schultermuskulatur wieder in Richtung Zimmerdecke.
Übung 4: Kräftigung der Rotatorenmanschette
Für die Kräftigungsübung der Rotatorenmanschette benötigst Du zwei kleine Gewichte. Eventuell besitzt Du Hanteln oder aber Du befüllst zwei kleine Flaschen mit Wasser. Solltest Du beide Varianten nicht zur Hand haben, kannst Du die Bewegungen auch ohne Gewicht ausführen. Die Übung wird 15-mal wiederholt.
- Stelle Dich mit aufrechtem Oberkörper hin, die Füße stehen hüftbreit auf dem Boden.
- Nimm nun, wenn vorhanden, in beide Hände jeweils ein Gewicht.
- Winkle Deine Ellenbögen im 90°-Winkel an und spreize beide Arme ebenfalls im 90°-Winkel vom Körper ab. Die Handflächen zeigen in Richtung Boden.
- Bewege nun die Unterarme in Richtung Zimmerdecke, sodass die Handflächen nach vorne ausgerichtet sind.
Übung 5: Unterarmstütz (Plank)
Der sogenannte Plank ist eine wunderbare Übung, um Deinen gesamten Körper zu trainieren und dem Rumpf Stabilität zu verleihen. Sie eignet sich damit auch für die Kräftigung der Rotatorenmanschette, die unser Schultergelenk stabilisiert. Bei der Unterarmstütz-Übung wird als Hilfsmittel eine Gymnastikmatte empfohlen. Achte bei dem Plank unbedingt darauf, nicht in ein Hohlkreuz zu fallen. Die Position wird für etwa 30 bis 60 Sekunden pro Durchgang gehalten.
- Setze Dich auf die Knie und lege Deine Unterarme auf dem Boden ab. Die Ellenbögen befinden sich unterhalb der Schultern. Dein Kopf bildet eine Verlängerung zur Wirbelsäule und Deinen Blick richtest Du auf den Boden.
- Jetzt legst Du auch Deine Oberschenkel auf dem Boden ab, Deine Füße sind zusammen. Dann begibst Du Dich auf die Zehenspitzen. Dein Gewicht lagert nun auf den Unterarmen und Zehen.
- Spanne Deine Bauchregion an und hebe die Hüfte. Ziehe dabei den Bauchnabel nach innen in Richtung Wirbelsäule und spanne Dein Gesäß an. Dein Körper bildet eine stabile Linie – von Kopf bis Fuß.