Wenn Sehnen, Schleimbeutel und Bänder in einem Gelenk eingeklemmt sind, wird es meistens schmerzhaft. Die vielfältigen Bewegungen, die man normalerweise mit dem betroffenen Bereich durchführen kann, sind dann eingeschränkt und es schmerzt – in schweren Fällen so stark, dass Betroffene nicht mehr ohne Schmerzmittel schlafen können. In der Medizin wird so ein Engpass im Gelenk auch als Impingement-Syndrom bezeichnet.
Am häufigsten ist das beweglichste Gelenk unseres Körpers betroffen, das Kugelgelenk der Schulter, gefolgt von unserem Hüftgelenk. Ein Impingement-Syndrom solltest Du unbedingt behandeln lassen, um schwere Folgen zu vermeiden.
Was genau ist das Impingement-Syndrom? Was sind die Ursachen und welche Begleiterscheinungen können neben Schmerzen und Bewegungseinschränkungen noch auftreten? Hier bekommst Du alle Informationen über das Syndrom. Auch welche Therapie-Möglichkeiten Dir zur Verfügung stehen.
Was ist das Impingement-Syndrom der Schulter?
Das englische Wort „Impingement“ bedeutet übersetzt „Aufprallen“ oder Zusammenstoßen“. Das Impingement-Syndrom (Subacromiales Impingement-Syndrom) der Schulter wird auch als Schulter-Syndrom, Schulter-Arm-Syndrom oder Engpass-Syndrom bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Einengung (Komprimierung) des sogenannten Subakromialraums, der sich zwischen dem Schulterdach (Akromium) und unserem Oberarmkopf (Humeruskopf) befindet.
Für einen kleinen Überblick über die komplizierte Anatomie der Schulter kann folgende Grafik zur Veranschaulichung hilfreich sein:
Die Schulter ist unser beweglichstes Gelenk, aber auch das instabilste. Die Stabilität wird nicht wie bei anderen Gelenken unseres Körpers durch die Knochen gewährleistet, sondern durch Bänder, Muskeln und deren Sehnen. Bei einer Verengung des Subakromialraums werden die darin verlaufenden Weichteile, die Sehnen und Muskeln der sogenannten Rotatorenmanschette sowie die Schleimbeutel unseres Schultergelenks ein- und abgeklemmt oder stoßen bei Bewegungen an das Schulterdach.
Die Rotatorenmanschette ist eine Gruppe von vier Muskeln, die zusammen mit Sehnen und Bändern das Schultergelenk umfasst. Sie zieht vom Schulterblatt zum Oberarmknochen (Humerus). Die wichtigste Funktion der Rotatorenmanschette ist die Stabilisierung des Schultergelenks.
Bei dem Impingement-Syndrom der Schulter entsteht durch die Enge eine chronische Reizung der Sehnen, Bänder, Nerven, Muskeln und Schleimbeutel (Bursa subacromialis), die früher oder später zu Entzündungen und degenerativen Veränderungen in der Schulter führen. Die Folge sind dann u. a. schmerzhafte Bewegungseinschränkungen.
Häufigkeit des Impingement-Syndroms der Schulter
Das Impingement-Syndrom gehört zu den häufigsten Beschwerden in der Schulter. Etwa zehn Prozent der Deutschen leiden im Laufe ihres Lebens einmal unter der Schultererkrankung. Männer und Frauen ab 50 Jahre sind etwa gleich oft betroffen. Auch in unserem Hüftgelenk kann ein Impingement entstehen und zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.
Formen des Impingement-Syndroms der Schulter
Bei dem Impingement-Syndrom wird zwischen drei Formen unterschieden und zwar zwischen dem „Extrinsischen Impingement“, dem „Intrinsisches Impingement“ und dem „Inneren Impingement der Schulter“, der sogenannten Sportlerschulter.
Extrinsisches Impingement-Syndrom der Schulter
Als extrinsisches Impingement-Syndrom wird meistens die klassische Form bezeichnet. Hier kommt es zu einer Verengung unter dem Schulterdach, wodurch wiederum die Sehnen der Rotatorenmanschette eingeklemmt werden. Auch die Schleimbeutel am Schulterdach oder Rabenschnabelfortsatz (Processus coracoideus) des Schulterblatts sind von der Einklemmung betroffen.
Das extrinsische Impingement-Syndrom wird in zwei Unterformen gegliedert: Es gibt das „Outlet-Impingement-Syndrom“ und das „Non-Outlet-Impingement-Syndrom“.
- Bei dem primären „Outlet-Impingement-Syndrom“ (primär extrinsisch) ruft eine degenerative Veränderung des Schultergelenks die Beschwerden hervor. Für die Verengung der Sehnen können eine knöcherne Veränderung, ein zu stark geneigtes Schulterdach, ein kleiner spitzer Knochenauswuchs (Knochensporn) oder Verschleißerscheinungen verantwortlich sein und auf die Sehnen drücken.
- Bei der sekundären Form, dem „Non-Outlet-Impingement-Syndrom“ (sekundär extrinsisch) der Schulter, sorgen keine degenerativen Veränderungen der Knochen, sondern eine übermäßige Beweglichkeit (Hyperlaxität), Verletzungen oder Entzündung der Sehnen, Muskeln (Rotatorenmanschette) und Schleimbeutel für die Enge im Gelenkspalt.
Intrinsisches Impingement der Schulter
Bei dem intrinsischen Impingement sind die Sehnen direkt durch degenerative Veränderungen, Folgen von Verletzungen, Überlastungen der Rotatorenmanschette, entzündliche Sehnenerkrankungen, Veränderungen der Sehnen durch Diabetes und Nierenerkrankungen beschädigt. Der häufigste Auslöser dieser Form sind Sehnenschäden am Obergrätenmuskel der Schulter (Musculus Supraspinatus).
Inneres Impingement der Schulter (Sportlerschulter)
Umgangssprachlich auch als Sportlerschulter bekannt, nimmt das innere Impingement-Syndrom der Schulter eine Sonderform ein. Die Beschwerden entstehen durch ständig wiederholte Bewegungen, die unsere Sehnenansätze einquetschen.
Eine erhöhte Gefahr, eine Sportlerschulter zu entwickeln, besteht vor allem bei Überkopf- und Wurfsportarten wie Handball, Speerwurf, Baseball und Volleyball sowie beim Schwimmen und Turnen. Diese Sportarten können die Schulter verstärkt überlasten und so zu krankhaften Veränderungen an der Schulter führen. Häufig kommt es zu einer Quetschung der Sehnenansätze und kleinen Rissen in der Rotatorenmanschette.
Impingement-Syndrom der Schulter: Ursachen und Risikofaktoren
Du musst kein Leistungssportler sein, um ein Impingement-Syndrom in der Schulter zu entwickeln. Manchmal reicht auch eine sitzende Tätigkeit im Alltag aus, um Deinen Schulter-Nacken-Bereich so zu belasten, dass ein Engpass-Syndrom entsteht. Fehlhaltungen im Alltag gehören zu den häufigsten Ursachen für die Ausbildung eines Impingement-Syndroms.
Besonders problematisch ist eine Körperhaltung mit hoch- und nachvornegezogenen Schultern, wie es oft bei einer stundenlangen Tätigkeit am Schreibtisch der Fall ist. Die Muskeln der Rotatorenmanschette im Schultergelenk sind dann schwach und können die Strukturen eventuell nicht ausreichend zusammenhalten.
Risikofaktoren: Sport, Beruf und Alter
Risikofaktoren für das Impingement-Syndrom sind oft Bewegungen, die über Kopf durchgeführt werden. Sportler wie Volleyballer, Schwimmer oder Handballer gehöre daher zu den Risikogruppen wie auch Menschen, die aufgrund ihres Berufs bestimmte Bewegungen immer wiederholen, z. B. Maler, Bauarbeiter, Elektriker und Friseure. Auch langes, monotones Sitzen am Schreibtisch kann zu einer Einklemmung durch Verspannungen führen. Ein weiterer Risikofaktor für die Entstehung des Impingements ist unser zunehmendes Lebensalter. Am häufigsten tritt das Schulter-Syndrom ab dem 50. Lebensjahr auf.
Als Ursachen kommen neben Fehlhaltungen und Sport je nach Form des Impingement-Syndroms der Schulter degenerative Veränderungen, Entzündungen oder Verletzungen am betroffenen Gelenk infrage. Mögliche Ursachen sind:
- Angeborene Fehlstellung und Einengung der Schulter und Wirbelsäule
- Funktionsstörungen in der Halswirbel- (HWS) oder Brustwirbelsäule (BWL)
- Wucherungen des Knochens
- Knochenanbau bei Arthrose
- Verschleiß, Schulterarthrose (Omarthrose)
- Knochensporn
- Knöcherne Veränderung des Akromions
- Kalkeinlagerungen in Sehnen und Muskeln
- Verformtes Schulterdach
- Entzündung des Schleimbeutels (Bursitis subacromialis)
- Entzündung und Schädigung der Rotatorenmanschette
- Sehnenentzündungen (Tendinitis) der Bizeps- und Supraspinatussehne
- Sehnenriss eines Muskels
- Fehlhaltungen im Alltag und Beruf (Maler, sitzende Tätigkeiten)
- Sport (z. B. Volleyball, Handball, Schwimmen)
Impingement-Syndrom der Schulter: Symptome und Auswirkungen
Zu den typischen Symptomen des Impingement-Syndroms gehören Schmerzen in der Schulter, die besonders nach bestimmten Bewegungen auftreten, meistens, wenn man den Arm anhebt. Dabei stößt der Oberarmkopf an das Schulterdach und engt dort die Sehnen ein. Die Schmerzen verstärken sich typischerweise bei Belastung, in Ruhe hingegen machen sich Schmerzen zumindest am Anfang nur leicht bemerkbar.
Die Schmerzen können dazu führen, dass Betroffene keine Kraft mehr in den Armen wahrnehmen, weil die Schmerzen in den Oberarm oder bis zum Ellenbogen ausstrahlen. Auch treten Einschränkungen in der Bewegung und Beweglichkeit des Schultergelenks und des Arms auf. Besonders ein seitliches Anheben des Arms wird von Betroffenen als schwierig empfunden. Ab einem Winkel von 60 bis 70 Grad bereitet das Anheben der Arme starke Schmerzen.
Tritt das Impingement-Syndrom akut auf, können Betroffene meistens den Auslöser benennen. Neben Verletzungen und Belastung könnte auch Kälte die Schmerzen hervorgerufen haben. In der Nacht verstärken sich häufig die intensiven Gelenkschmerzen. Das Liegen auf der Seite ist oft nicht mehr möglich und an einen erholsamen Schlaf ist auch nicht mehr zu denken. Unbehandelt können dadurch auf Dauer auch Schlafstörungen entstehen.
Weitere Symptome können unnatürliche Geräusche wie ein Knacken oder Knirschen im Gelenk sein oder ein Druckschmerz am vorderen Gelenkspalt.
Gesundheitliche Folgen der Schulterschmerzen
Die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen veranlassen Patienten, eine Schonhaltung einzunehmen. Dadurch werden auch die Muskeln weniger beansprucht und relativ schnell und leicht kann die Muskelmasse beginnen zu schwinden. Die Folge ist dann ein instabiles Gelenk. Im schlechten Fall führt eine Schonhaltung unbehandelt zu einer zunehmenden Gelenkversteifung.
Für bestimmte Berufsgruppen kann ein Impingement-Syndrom der Schulter gravierende Folgen haben, wenn sie ihre Tätigkeit dadurch nicht mehr ausüben können und sie sich für längere Zeit krankschreiben lassen müssen.
Impingement-Syndrom der Schulter: Krankheitsverlauf
Der Krankheitsverlauf des Impingement-Syndroms der Schulter folgt keinem festen Muster, hängt von der Ursache ab und davon, wie lange die Beschwerden bestehen. Je früher mit einer Behandlung begonnen wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Zu Beginn der Erkrankung treten die Schmerzen in der Schulter und in der oberen Extremität zunächst belastungsabhängig auf. Besonders schmerzhaft sind bestimmte Armbewegungen nach hinten oder zur Seite. Die eingeschränkte Beweglichkeit kann gewisse Arbeiten und alltägliche Tätigkeiten deutlich erschweren. Manchmal können Betroffene ihre Kleidung nicht mehr eigenständig anziehen und benötigen Hilfe. Im weiteren Verlauf kann der Arm nicht mehr über die Schulterhöhe angehoben werden.
Unbehandelt führt das Impingement-Syndrom dann irgendwann zu belastungsunabhängigen Schmerzen. Die Schmerzen treten also auch in Ruhe auf, wenn wir z. B. im Bett auf dem betroffenen Gelenk liegen. Bei einer ausgeprägten Enge im Gelenkspalt besteht auch die Gefahr, dass die Verschleißerscheinungen und Entzündungen immer weiter zunehmen und die Nerven und Sehnen stärker eingeklemmt werden. Im schlechtesten Fall stirbt das Gewebe im betroffenen Gelenk ab.
Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf können auch kleine Einrisse in der Rotatorenmanschette deutliche Schäden an der Schulter hervorrufen. Sollte die Rotatorenmanschette reißen, bleibt manchmal nur ein operativer Eingriff zur Behandlung.
Impingement-Syndrom: Wann zum Arzt?
Das Impingement-Syndrom der Schulter kann leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden, die ähnliche Schulterschmerzen aufweisen. Dazu gehören z. B. eine Kalkschulter oder eine Schultersteife, die im Englischen auch als „Frozen Shoulder“ bezeichnet wird.
Während beim Impingement-Syndrom die Sehne unter dem Schulterdach eingeklemmt ist, bilden sich bei einer Kalkschulter sogenannte Kalkherde an den Schultersehnen (80 Prozent an der Supraspinatussehne). Die Ablagerungen führen unter Belastung zu Schulterschmerzen oder zu Entzündungen der Schleimbeutel in der Schulter. Bei der Frozen Shoulder ist die Gelenkkapsel verdickt und entzündet, was dann ebenfalls zu einer Einschränkung der Beweglichkeit in der Schulter führt.
Für eine genaue Diagnose wird ein Arztbesuch zur Abklärung der möglichen Ursache empfohlen. So kann eine Behandlung besser auf die Situation abgestimmt werden. Deine erste Anlaufstelle wäre eine Praxis der Orthopädie, Dein Hausarzt oder eine Unfallchirurgie.
Impingement-Syndrom der Schulter: Diagnose
Besteht nach einem ersten ausführlichen Gespräch zur Erfassung Deiner Krankengeschichte der Verdacht auf ein Impingement-Syndrom in der Schulter, wird der Orthopäde mithilfe körperlicher Funktionstests die eingeschränkte Beweglichkeit im Arm überprüfen.
Bildgebende Verfahren wie eine Sonographie (Ultraschall), ein MRT (Magnetresonanztomographie) oder eine Röntgenaufnahme kommen meist zum Einsatz, um die Ursachen detaillierter zu betrachten und um ähnliche Erkrankungen der Schulter auszuschließen. Manchmal wird auch eine kleine Operation durchgeführt, eine sogenannte Arthroskopie im Schultergelenk, um mögliche Veränderungen am Gelenk zu entdecken.
Vermutet der Arzt eine Beteiligung der Nerven, wirst Du zur Überprüfung an einen Neurologen überwiesen, der dann eine Nerveneinklemmung ausschließen oder nachweisen kann.
Schulter-Funktionstests
Für die Diagnose stehen Orthopäden verschiedene Funktionstests für die Schulter zur Verfügung, die den Verdacht auf ein Impingement-Syndrom der Schulter bestätigen können. Zunächst müsstest Du Deinen Arm anheben oder abspreizen. Treten in der Folge stechende Schmerzen an der Schulter auf, die möglicherweise bis in den Unterarm ausstrahlen, kann das auf ein Impingement-Syndrom hindeuten.
Nacken- und Schürzengriff
Bei diesem Test legst Du einmal die Hände in den Nacken, Deine Daumen zeigen nach unten (Nackengriff), dann fasst Du mit beiden Händen an den Rücken, Deine Daumen zeigen nach oben (Schürzengriff). Sind die Übungen unmöglich auszuführen oder schmerzhaft, könnte ebenfalls ein Schulter-Impingement-Syndrom vorliegen.
„Painful Arc“
Der „Impingementzeichen“-Test wird auch als „Painful Arc“ bezeichnet und meint aus dem Englischen übersetzt „Schmerzhafter Bogen“. Bei dem Test stehst Du aufrecht im Zimmer, Deine Füße sind schulterbreit aufgestellt und die Arme hängen locker herunter. Nun hebst Du die Arme über die Seite gestreckt nach oben, bis sich beide Hände berühren. Die Daumen sollen dabei in Richtung Zimmerdecke zeigen.
Hast Du beim Anheben der Arme einen Schmerz bei ca. 60° Celsius und 120° Celsius verspürt, könnte es sich tatsächlich um ein Impingement-Syndrom handeln. Treten die Schmerzen erst zum Ende der Bewegung auf, kurz bevor sich die Hände berühren, könnte möglicherweise ein Problem im Schultereckgelenk (Acromioclaviculargelenk) vorliegen. Dabei handelt es sich um eine Gelenkverbindung zwischen unserem Schlüsselbein (Clavicula) und dem Acromion des Schulterblatts (Scapula).
Treten die Schmerzen während der gesamten Bewegung auf, könnten wiederum andere Störungen in der betroffenen Schulter als Ursache vorliegen, z. B. eine Arthrose, Arthritis oder Frozen Shoulder.
Supraspinatus-Test (Jobe-Test)
Der Supraspinatus-Test oder auch Jobe-Test ist ein orthopädischer Test, bei dem Du mit dem Rücken zum Behandler sitzt oder stehst und Deinen Arm seitlich streckst und nach innen drehst. Die Daumen zeigen dabei auf den Boden. Dann wird der Behandler Druck ausüben und überprüfen, ob an der Entstehung der Schmerzen der Supraspinatusmuskel, seine Sehnen oder der Schleimbeutel beteiligt sind.
Impingement-Test nach Neer
Das sogenannte Neer-Zeichen kommt ebenfalls zur Überprüfung des Impingement-Syndroms der Schulter zum Einsatz. Entwickelt wurde der Test von dem amerikanischen Chirurgen Charles S. Neer (1917-2011). Bei dieser Übung fixiert der Arzt das Schulterblatt. Dann streckst Du den Arm nach vorne, während Du die Hand so weit wie es geht nach innen drehst. Nun wird Dein Arm angehoben. Bereitet das Anheben des Arms bei über 120° Schmerzen, fällt der Neer-Test positiv aus.
Hawkins-Test
Auch mithilfe des Hawkins-Tests oder auch Hawkins-Kennedy-Tests können Orthopäden ein Impingement-Syndrom ausschließen oder bestätigen. Der Test gilt in der Orthopädie im Vergleich zum Neer- oder Jobe-Test als unspezifischer, weil keine Muskelpartien als Ursache für die Schmerzen ausgemacht werden können.
Bei diesem Test sitzt der Patient dem Untersucher gegenüber. Der betroffene Arm hängt zunächst neutral herunter. Dann dreht der Arzt das Kugelgelenk der Schulter passiv nach innen. Ist der Vorgang schmerzhaft, fällt das Testergebnis positiv aus.
Trigger-Punkte abtasten
Bei dieser Untersuchung tastet der Arzt die Trigger-Punkte im Schulterbereich sowie die Sehnenansätze ab. Sind die Punkte schmerzhaft, geben sie Hinweise auf beteiligte Strukturen beim Impingement-Syndrom.
Bildgebende Verfahren
Zur weiteren Differenzierung und Klärung der Ursache für ein Schulter-Impingement-Syndrom werden auch bildgebende Verfahren eingesetzt.
- Röntgenuntersuchung: Das Verfahren dient dem Nachweis von knöchernen Veränderungen (degenerative Veränderungen) und macht zudem die Breite des Gelenkspaltes sichtbar.
- Sonografie (Ultraschall): Mithilfe eines Ultraschalls werden entzündungsbedingte Flüssigkeitsansammlungen im Schultergelenk sichtbar sowie der Zustand von Muskeln, Sehnen, Bändern und dem Schleimbeutel.
- Kernspintomographie (MRT): Ein MRT bietet ein genaueres Bild von Muskeln, Gelenkkapsel, Sehnen und Bändern. Mithilfe eines MRTs können Flüssigkeitsansammlungen und Entzündungen im Schultergelenk nachgewiesen werden. Das Verfahren wird meistens auch dann benötigt, wenn eine Operation vorbereitet werden soll.
Impingement-Syndrom: Therapie
Je früher mit der Behandlung des Impingement-Syndroms begonnen wird, desto besser sind die Chancen auf eine Heilung. Die konservative Therapie sieht zunächst eine Schonung des Schultergelenks und das Vermeiden von Belastungen vor. Weiter können Maßnahmen wie eine medikamentöse Therapie, physikalische Therapie, physiotherapeutische Therapie oder eine Operation wie eine minimal-invasive Arthroskopie (Gelenkspiegelung) zum Einsatz kommen. Eine weitere wichtige therapeutische Maßnahme sind gezielte Übungen für die Schulter zur Stärkung der Muskelgruppen.
Das Ziel der Therapie ist es, die Schmerzen zu beheben und die Funktion des Schultergelenks wiederherzustellen und zu erhalten. In einem Gespräch mit dem Arzt wird die Art der Therapie besprochen. Ob ein operativer Eingriff sinnvoll ist und zu einer deutlichen Verbesserung führt, hängt auch immer von Ursache, Stärke und Dauer des Impingement-Syndroms der Schulter ab.
Die Behandlung eines Impingement-Syndroms der Schulter verlangt viel Geduld und Durchhaltevermögen ab. Manchmal dauert es einige Monate bis zu einem Jahr oder mehr, ehe sich die Symptome bessern.
Medikamentöse Behandlung
Im akuten Stadium eines schmerzhaften Impingement-Syndroms der Schulter ist neben einer schonenden Haltung häufig auch der Einsatz von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamente sinnvoll. Bekannte Vertreter sind Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) wir Ibuprofen oder Diclofenac oder Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin).
In seltenen Ausnahmefällen werden manchmal auch entzündungshemmende Kortison-Präparate und ein Betäubungsmittel in die betroffene Stelle injiziert. Die Kehrseite von Kortison ist, dass es die Sehnen schädigen kann.
Physiotherapeutische Behandlung
Die Physiotherapie ist ein wichtiger Baustein in der Therapie eines Impingement-Syndroms der Schulter und kann die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen deutlich reduzieren. Das Ziel einer Physiotherapie ist es, mit bestimmten Übungen die umliegende Muskulatur der betroffenen Schulter aufzubauen und zu stärken. Durch die Aktivierung bestimmter Muskelgruppen kannst Du den Hochstand des Oberarmknochens und die Enge unter dem Schulterdach reduzieren.
Ein gezielter Muskelaufbau in der betroffenen Schulterregion ist ein wichtiger Bestandteil der physiotherapeutischen Behandlung. Durch eine Stärkung der Rotatorenmanschette kann das Schultergelenk stabilisiert und die Beweglichkeit verbessert werden.
Es gibt viele Übungen, die Du auch in den eigenen vier Wänden durchführen kannst. Im Vorfeld ist eine Anleitung durch Physiotherapeuten aber ratsam, damit Du die Übungen richtig ausführst und sich die Beschwerden durch ein falsches Training nicht verschlimmern. Welche Übungen beim Schulter-Impingement-Syndrom zum Einsatz kommen können, erfährst Du hier.
Physikalische Therapie
Eine physikalische Therapie setzt physikalische Reize ein. Sie umfasst mehrere Behandlungsmethoden, um Schmerzen zu behandeln, die Durchblutung im Organismus anzuregen oder um die Beweglichkeit zu verbessern. Dazu gehören z. B. Wärme- und Kältebehandlungen, Massagen, Bewegungsbäder, eine Elektro- und Ultraschalltherapie.
Thermotherapie
Je nach Deinem persönlichen Empfinden können Wärme- oder Kältebehandlungen Deine Schmerzen in der Schulter lindern. Bei akuten Schmerzzuständen wirken meistens kalte Anwendungen besser und bei chronischen Schmerzen warme Anwendungen. Wärme kann über Infrarotstrahlen erzeugt werden und tief in die Gewebestrukturen eindringen. Bei einer Kältetherapie (Kryotherapie) kommen typischerweise Eis und Kompressionen zum Einsatz, die mehrmals am Tag auf die betroffene Seite gelegt werden.
Operative Therapie: Arthroskopie
Bleiben die Maßnahmen der konservativen Behandlung wie z. B. eine medikamentöse Behandlung erfolglos, wird in etwa 30 Prozent der Fälle eine Operation in Form einer minimal-invasiven Arthroskopie durchgeführt. Ein operativer Eingriff wird auch dann in Erwägung gezogen, wenn durch das Impingement-Syndrom der Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann.
Eine Langzeituntersuchung kam allerdings zu dem Ergebnis, dass eine Operation plus Training einem alleinigen Training nicht überlegen ist. Aus diesem Grund macht eine operative Behandlung selten Sinn und sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen.
Bei einer Arthroskopie handelt es sich um eine Gelenkspiegelung mit einem Endoskop, bei der die mechanische Enge im Gelenk behoben werden kann. Die arhtropische Operation der Schulter wird auch als subakromiale Dekompression oder Akromioplastik bezeichnet. Bei der Gelenkspiegelung wird ein optisches Instrument (Endoskop) zur visuellen Inspektion über zwei kleine Hautschnitte in das Schultergelenk geführt. Dadurch bekommt der Arzt einen Überblick über veränderte Strukturen im Gelenk. Am Endoskop befinden sich zusätzlich kleine operative Geräte, mit denen der Gelenkspalt freigelegt werden kann.
Mit dem minimal-invasiven Verfahren können z. B. ein Knochensporn entfernt, Knorpelschäden beseitigt oder Bereiche des Schulterdachs abgetragen werden, um mehr Raum zu schaffen. Auch Verletzungen der Rotatorenmanschette oder Risse der Sehnen können mittels der Operation behandelt werden.
Im Anschluss an die operative Behandlung werden die beiden kleinen Hautschnitte genäht und die betroffene Schulter ruhiggestellt. Dann wird in der Regel mit einer Physiotherapie begonnen. Hier stehen die Mobilisierung des Gelenks sowie der Aufbau und die Kräftigung der Muskulatur der Rotatorenmanschette im Vordergrund der Behandlung.
Impingement-Syndrom: Prophylaxe und Tipps für den Alltag
Gibt es Möglichkeiten, einem Schulter-Impingement vorzubeugen? Um die Entstehung eines Engpass-Syndroms in der Schulter zu verhindern, solltest Du darauf achten, die Schulterpartien nicht dauerhaft zu überlasten. Auch eine gute Körperhaltung und ausreichend Bewegung sind Maßnahmen, die sich positiv auf den Schulterbereich auswirken. Gleiches gilt für regelmäßige Kräftigungsübungen und Dehnungsübungen der Schultermuskulatur.
Weitere Informationen und verschiedene hilfreiche Übungen bekommst Du in folgenden Artikel: Impingement-Syndrom der Schulter: Was tun?